101.
Ein Mädchen, aus dem Mittelstand entsprossen,
Für alles Froh' und Gute voll Bewegung,
Und klügrer Einsicht fern, und klügrer Pflegung,
So war, um die ich Thränen hier vergossen.
Und wie sie mich das erstemal umschlossen,
Entzückte mich ein Geist voll feur'ger Regung,
Ein reicher Sinn...
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Ich hab' ein Bäumchen, wunderbar;
Viel süße Blüthen schimmern,
Und goldne Zauberäpfel flimmern
In seinem grünen Haar.
Will ein lieb Kind mein Herz ergreifen -
Gleich setzt's ein Knöpfchen an;
Bin ich vom Liebesnetz umfahn -
Läßt's eine Goldfrucht reifen.
Drum sieht... -
102.
Herb' ist es, wo zwei Liebende sich trennen,
Am lezten düstern Abend sich bestellen,
Und trostlos wanken von den stummen Schwellen;
Was da das Herz zerreißt, ich lernt' es kennen.
Und wenn in Busen, die für Liebe brennen,
Des Zwistes Funken allverzehrend schwellen,
Da löschen auch die... -
103.
Dem Wandrer, den auf einer eil'gen Reise
Ein schnellentstandner Wasserstrom verhindert,
Bleibt sichre Hoffnung, daß er sich vermindert,
Geduld, bis er zurük in seine Gleise.
Der Schiffer feiert an des Flusses Eise,
Des Frühjahrs harrend, wo der Frost gelindert;
Ein Alter der noch gern... -
104.
Die Stadt, wo ich so vieles Glük genossen,
So viele schöne Regungen empfunden,
Umgiebt mich wieder; Jahre werden Stunden,
Nun mich die alten Freunde rings umschlossen.
Und alles grüß' ich, so wie Hausgenossen,
Und im Gedächtniß ging kein Ort verschwunden,
Und vieles find' ich, wie ich... -
105.
Ist hier das Haus, das unsrer Liebe Sehnen
Zum Tempel weiht' allseliger Gefühle?
Der Tempel steht, ein Haus voll öder Kühle
Will über seine Priesterin sich lehnen.
Wie sich die Häuser einsam vor mir dehnen!
Ich steh' allein im gällenden Gewühle,
Und keiner fragt von allen was ich fühle... -
106.
Du stille Hütte, die uns gern empfangen,
Wo süße Blumen wir so oft gefunden,
Wenn draußen alle tief im Schnee verschwunden,
Auf kahlen Aesten kleine Vögel sangen!
Wie fröhlich kam ich zu dir hergegangen,
Wie ward ich o! in dir so sanft umwunden,
Wenn meine Gute schon sich eingefunden... -
107.
Ich segne den Entschluß, der Wünsche Dringen,
Die mich zu dir und deines Stromes Wogen,
Du traute Stadt, mit süßer Macht gezogen,
Den alten Gruß von neuem dir zu bringen.
Wie meine Schmerzen auch mich laut umfingen,
Beklemmend mich die Schwermuth angeflogen,
Hier hab' ich endlich Kunden... -
108.
Sonst schwindet langsam mit dem Trauerkleide
Das stete Weh', das Suchen und Vermissen,
Die Wunde, die man anfangs aufgerissen;
Doch meine Liebe wächst mit meinem Leide.
Oft von Eurydicen auf blum'ger Weide
Les' ich, wie eine Schlange sie gebissen;
Bis wo sie dem Gemal' auf's neu... -
109.
Am Fenster oft verträum' ich ganze Stunden;
Ich weiß nicht was ich will und was ich denke;
Ich blick' auf Kleider, zierliche Gehenke,
Und traure, wenn sie von der Straß' entschwunden.
Ein dunkles Haar, auf deine Art gewunden,
Ein Gang, ein Wuchs, von dem ich find' er senke
Sich wie der...