• So recht das innre Herz möcht' ich Ihr zeigen,
    Worein lebendig sich Ihr Bildniß drückte,
    Dem alle Kräfte sich in mir verneigen
    Und jede gern es mit dem Schönsten schmückte!

    Doch, ob ich alle Götterblumen pflückte
    Und goldne Frucht aus Hesperiden-Zweigen;
    Sie bliebe nur die durch Sich selbst geschmückte...

  • Einsam zwar, doch nicht alleine
    Und verlassen, leb' ich hier:
    Denn es lebt die Einzig Eine
    Stets bey mir und selbst in mir.
    Was ich fühle, denke, meine
    Kommt von Ihr und geht zu Ihr:
    Sie genüget meinem Herzen
    So zu Freuden, wie zu Schmerzen.

    Wenn der Welt am trüben Tage...

  • Immer seh' ich Sie, wie eigen,
    Wie so hold Sie vor mir stund,
    Sich voll Anmut mir verneigen;
    Gar so lieblich sprach Ihr Mund.

    Kaum vernahm mein Ohr bescheiden
    Was die Lippe lieblich sprach,
    Auge wollt' an Ihr sich weiden
    Und so zog das Herz ihm nach.

    Und ich mußte...

  • Was, liebes Herz, begehrst du noch?
    Was macht dir stilles Grämen?
    Das schönste Glück es ward dir doch
    Und Niemand mag's dir nehmen.

    Sie kam so schön, sie kam so mild,
    Dir freundlich anzuneigen,
    Nun bleibt dir doch Ihr süßes Bild
    Auf immerdar zu eigen.

    In deines...

  • Ich hab' ein stilles Kämmerlein
    Gar einsam und verborgen;
    Doch bin ich darum nicht allein:
    Zuerst der liebe Sonnenschein
    Besucht mich jeden Morgen.

    Den Himmel rechn' ich mit dazu:
    Sein Blick macht mich so selig!
    Er schaut den ganzen Tag mir zu
    Und wacht des Nachts für meine Ruh...

  • Voll Unschuld, Ihrer und der Welt vergessen,
    Gleich einer Knospe in sich selbst gehüllt,
    Sitzt bildend sie, die selbst das schönste Bild,
    Das zu der Anmut Künstlern je gesessen;

    Bemüht, Gestalten aus dem Wachs zu pressen,
    Das willig Ihrem Schöpferdruck vergillt;
    Doch, ob es immer Ihren Zweck erfüllt,...

  • Wenn aus der tiefen Nacht der Wimpern Säume
    Mir Deiner Augen Licht, der süßen, blauen,
    So freundlich lacht, wie sonnige Veilchen-Auen
    Aus ernstem Kranze schattendunkler Bäume:

    Den Himmel selbst, gefaßt in diese Räume,
    Und Edens Fluren wähn' ich einzuschauen!
    Da will mein Blick sich eine Heimat bauen,...

  • Wie magst Du Dich dem todten Spiegel zeigen,
    Den stumm und kalten um ein Urtheil fragen?
    Laß ihn Dir auch gewohntes Schöne sagen,
    Das Schönste muß er ewig Dir verschweigen;

    Er hat kein Herz in keinem Busen schlagen,
    Um Dir in Lieb' und Ehrfurcht anzuneigen,
    Dich Deiner Anmut ganz zu überzeugen:...

  • Kennst Du wohl jenen Stein, den wunderbaren,
    Der aus der Sonne saugt ein heimlich Leben? -
    Doch läßt sein stilles liebevolles Streben
    Ihr allgemeiner Tag uns nicht gewahren;

    Nur wenn ihn Nacht und Finsterniß umweben,
    Kann das Geheimniß hell sich offenbaren:
    Entzündet von dem Licht, das er erfahren,...

  • Nicht in vergangne, nicht in künftge Ferne
    Zieht Sehnsucht Dich und hoffendes Verlangen;
    Nur an der Gegenwart liebst Du zu hangen
    Und greifst das Leben so im innern Kerne.

    O diesem Beyspiel folgt' ich nur zu gerne
    Und hielte Deine Gegenwart umfangen;
    Doch, kaum erschienen, bist Du mir vergangen...