Schöpferin

So recht das innre Herz möcht' ich Ihr zeigen,
Worein lebendig sich Ihr Bildniß drückte,
Dem alle Kräfte sich in mir verneigen
Und jede gern es mit dem Schönsten schmückte!

Doch, ob ich alle Götterblumen pflückte
Und goldne Frucht aus Hesperiden-Zweigen;
Sie bliebe nur die durch Sich selbst geschmückte:
Denn was ich brächte, ist vorlängst Ihr eigen.

Und wie der Mensch den Göttern nur zu weihen
Vermag, was ihre Huld ihm erst gewährte;
So kann auch ich der Göttlichen nur weihen,

Was mir geliehn, Ihr eigen stets gehörte:
O daß an Ihrer Schöpfung sich zu freuen
Nur einmal Sie zu mir Ihr Antlitz kehrte!

Collection: 
1816

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