Friedrich Wilhelm Riemer

  • Was deuten diese magischen Gestalten,
    So glühnde Rosen auf des Winters Auen?
    Wird nicht ihr Brand den zarten Schnee erthauen?
    Wird nicht vom Schnee die Purpurglut erkalten? -

    Sieh, sieh! Beweglich lassen sie sich schauen!
    ...

  • Du gehst - und ach! der Lenz, der nun begonnen,
    Dein schönes Ebenbild, wird mit Dir scheiden! -
    Mit eins ist Lust und Leben mir zerronnen:
    Denn mit Dir ziehen alle meine Freuden!

    Zur fernen Flur, die ewig drum zu neiden,
    ...

  • Fühlst Du nun bald auf väterlichen Auen
    Der Berge Frühlings-Lüftchen Dich umfließen,
    Wie sehnsuchtsvoll die Wolken auf Dich schauen
    Und freundlich nickend Blum' und Zweig begrüßen;

    Siehst Du am Fels, im heimlich-süßen Grauen...

  • Nicht in vergangne, nicht in künftge Ferne
    Zieht Sehnsucht Dich und hoffendes Verlangen;
    Nur an der Gegenwart liebst Du zu hangen
    Und greifst das Leben so im innern Kerne.

    O diesem Beyspiel folgt' ich nur zu gerne
    Und...

  • Kennst Du wohl jenen Stein, den wunderbaren,
    Der aus der Sonne saugt ein heimlich Leben? -
    Doch läßt sein stilles liebevolles Streben
    Ihr allgemeiner Tag uns nicht gewahren;

    Nur wenn ihn Nacht und Finsterniß umweben,
    Kann...

  • Wie magst Du Dich dem todten Spiegel zeigen,
    Den stumm und kalten um ein Urtheil fragen?
    Laß ihn Dir auch gewohntes Schöne sagen,
    Das Schönste muß er ewig Dir verschweigen;

    Er hat kein Herz in keinem Busen schlagen,
    Um Dir...

  • Wenn aus der tiefen Nacht der Wimpern Säume
    Mir Deiner Augen Licht, der süßen, blauen,
    So freundlich lacht, wie sonnige Veilchen-Auen
    Aus ernstem Kranze schattendunkler Bäume:

    Den Himmel selbst, gefaßt in diese Räume,
    Und...

  • Voll Unschuld, Ihrer und der Welt vergessen,
    Gleich einer Knospe in sich selbst gehüllt,
    Sitzt bildend sie, die selbst das schönste Bild,
    Das zu der Anmut Künstlern je gesessen;

    Bemüht, Gestalten aus dem Wachs zu pressen,
    ...

  • Ich hab' ein stilles Kämmerlein
    Gar einsam und verborgen;
    Doch bin ich darum nicht allein:
    Zuerst der liebe Sonnenschein
    Besucht mich jeden Morgen.

    Den Himmel rechn' ich mit dazu:
    Sein Blick macht mich so selig...

  • Was, liebes Herz, begehrst du noch?
    Was macht dir stilles Grämen?
    Das schönste Glück es ward dir doch
    Und Niemand mag's dir nehmen.

    Sie kam so schön, sie kam so mild,
    Dir freundlich anzuneigen,
    Nun bleibt dir...