Einsam zwar, doch nicht alleine
Und verlassen, leb' ich hier:
Denn es lebt die Einzig Eine
Stets bey mir und selbst in mir.
Was ich fühle, denke, meine
Kommt von Ihr und geht zu Ihr:
Sie genüget meinem Herzen
So zu Freuden, wie zu Schmerzen.
Wenn der Welt am trüben Tage
Reiner Himmels-Schein gebricht,
Führ' allein ich keine Klage:
Denn mir fehlt kein heitres Licht;
Weil ich leuchtend in mir trage
Ihr verklärtes Angesicht:
Ihrer Augen Himmelsbläue
Lächelt mir in steter Treue.
Immer find' ich unterhalten
Innres Aug' und innres Ohr;
Tausend Zauber zu entfalten
Steigt Ihr Bild vor mir empor;
Ihrer Anmut göttlich Walten
Bildet einen Blumenflor
Von Bewegung, Worten, Tönen,
Sie, die Schönste, zu verschönen.
Und entzückt darf ich Ihr sagen:
Göttliche, wie bist Du schön!
Darf zu Ihren Füßen wagen,
Süße Sehnsucht zu gestehn,
Zu Ihr seufzen, schmachten, klagen,
So vor Wonn' als Schmerz vergehn:
Und mit himmlischem Erbarmen
Blickt Sie lächelnd auf mich Armen.
Eine Stimme hör' ich flüstern,
Ach! so schonend, engelmild:
"Soll mein Blick sich nicht verdüstern,
Der Dein Herz mit Wonne füllt;
Sey nach Wirklichkeit nicht lüstern,
Dir genüge schon mein Bild:
Durch Entsagen, durch Entbehren
Kann ich Dir nur angehören!"