• Senke mir die Rosenkrone
    tief in meine Stirne. —

    Sehnsucht ließ zu dir mich finden
    und den fernen, müdgetäuschten,
    lieben, dummen Kinderglauben
    hast du wachgerufen —
    du — —
    wie zuweilen noch die Sonne
    eine Apfelblüte zaubert
    spät im Herbst.

    Oh...

  • 10.

    10.
    Ich möchte wohl solch eines reinen Knaben
    Verschwendend ersten Liebesjubel haben
    Und seine glückgeschwellten Lippen küssen,
    Die noch von Frauenmund und -Leib nichts wissen.

    Behutsam hielte ich die volle Schale
    All seiner Zärtlichkeit in scheuer Seele,
    Daß nicht zu früh und nicht mit...

  • 11.

    11.
    Der Wegrain blüht; die goldnen Königskerzen
    Umdrängen still und stolz den alten Zaun,
    Und all der Malven offne Blütenherzen
    Sind wie ein liebes Wunder anzuschaun.

    Die Glockenblumen öffnen ihre Tüten
    Und nicken, lächeln zärtlich und entzückt,
    Weil lechzend tief in ihre jungen Blüten...

  • 12.

    12.
    Komm, Knabe, komm und sieh mir in die Augen,
    Die dunkel sagen, daß sie dich verstehn,
    Und daß sie still mit deinen Schmerzen gehn,
    Um sachte deine Seele aufzusaugen.

    Um deine stumme Inbrunst einzutrinken,
    Denn ach, zu werben werden nie sie satt,
    Solang mein Suchen diesen Durst noch hat,...

  • 13.

    13.
    Wie doch ein Traum so groß beglücken kann!
    Bis tief in lauten Tag hinein
    Begleitet mich sein Widerschein . . .
    Und kamst du nun, du ferner Mann,
    Nach so viel Zeit zu mir herein,
    Um eine Nacht mit mir zu sein?

    Denn Jahre sinds, seit mich dein Auge frug
    Und deine ach so wilde...

  • 14.

    14.
    Das Franziskanerkloster in Fiesole

    Schmucklos bescheidne, wehrhaft starke Mauern,
    Auf Hügelgipfel lieblich hingestellt,
    Behüten sorgsam eine heilige Welt
    Vor dreistem Blick von lästigen Beschauern,...

  • 15.

    15.
    Florenz ist schön, doch schöner noch ist Rom,
    Und seine Männer sind besonders kühn;
    Ich liebe es, wenn Kardinäle glühn,
    Und sitze gerne dort im Petersdom

    In fernem dunklen Winkel ganz allein,
    Wenn vorn im Licht die goldnen Priester stehn
    Und sich in himmlischen Ekstasen drehn...

  • 16.

    16.
    Aus meinem Teiche zieht ein schwarzer Schwan
    Allein und stumm die stille Schattenbahn;
    Er liebt die kleinen warmen Sonnenflecke
    Und liebt das Rauschen seiner Schilfverstecke.
    Wie oft auch schon aus nahem leisem Kahn
    Ihm meine Augen in die Augen sahn /
    Es schien ihn nichts im Innern zu berühren,...

  • 17.

    17.
    Wie lieb ich das: auf sanft erhöhtem Sessel
    In jenem seltsamen Gemach zu ruhn,
    Die Hände lieblich in den Schoß zu tun
    Und nichts zu schaun, als deines Auges Fessel;

    Als dieses heißbelebten Auges Fragen,
    Das pantherwild in meiner Seele wühlt,
    Doch jede Wunde, die es rot geschlagen,...

  • 18.

    18.
    Die Eiche

    Die große Eiche lebt starr und stumm
    Ihr grünes Leben allein
    Und hat mit dem bunten Blühen ringsum
    Nichts gemein.

    Die Vögel, die tags ihre Äste bedrängen,
    Lassen kein...