• IN einem Traume sah ich mich
    mit einem Messer in der Brust.
    Doch ging ich ruhig meines Weges,
    den ungeheuren Schmerz verachtend,
    der mir das Herz zerriß.
    Und da kamst du:
    »Um Gott! Wer tat dir das?«
    Und ich: »Wer sonst, als du! Und weißt es nicht?«
    »So will ich dich erlösen!« Und du faßtest...

  • IN meines schlanken Glases bleichem Flimmer
    des Weines perlend ruheloses Blitzen. Seidner Glanz
    des roten Lichts auf meinem Tische gießt geheimnisvollen Schimmer
    um brauner Schmetterlinge stummen Flattertanz.

    Gleicht nicht mein Herz dem Glase und dem Licht,
    mein Herz, so schwer von ungeweinten Tränen?
    ...

  • VON einer bleichen Mondesahnung wurde
    des Himmels Antlitz fast verzerrt. Was vorher
    nur finster war, das wurde furchtbar jetzt.
    Des Meeres Raunen wurde eine Klage,
    die mir das Herz zerriß. Ein düsteres Drohen
    quoll's aus den schwarzen Wassern, die voll Gier
    an messerscharfen Felsen nagten. Jäh
    sprang...

  • ICH blicke rückwärts: und das alte Leid
    schaut mich aus brennend heißen Augen an.
    Ist es denn wahr, daß ich die ganze Zeit
    versunken lag in dieser Schmerzen Bann?

    Ich blicke vorwärts: aus der Dunkelheit
    ein lauernd' Heer von neuen Qualen droht;
    und wie ein Kind, das nach der Mutter schreit,
    ...

  • AUS alten Briefen steigt ein zarter Duft.
    Mir ist, als ob mich deine Stimme ruft.

    Du, meines Lebens wunderbarster Traum,
    schon schwandest du? Ich träumte dich ja kaum!

    Auf deiner Schrift verschlungenes Gewirre
    starr toten Auges ich. Ich ging wohl irre.

    Das weiß ich jetzt. Doch...

  • SPRICH ein Mal nur zu mir, wie eine Liebste spricht,
    und laß mich beben unter deiner Worte Klang!
    Kennst du das kleine traurige Gedicht:
    »Quand on est mort, c'est pour longtemps«?

    Drücke nur ein Mal meine fieberheiße Hand,
    und kühle diesen wilden, wilden Drang!
    Schon ruft mich eine Stimme aus dem...

  • KANNST du mir deine liebe Hand nicht geben?
    Im Dunkeln stehe ich und bin auch wie
    ein Blinder, der, sich seinen Weg ertastend,
    nun hilflos vor dem tiefen Abgrund steht.

    Kannst du mir deine liebe Hand nicht geben,
    da ich doch nichts als Schatten um mich sehe?
    Und willst du nicht den Führerlosen leiten,...

  • DURCH die Zweige weint der Wind.
    Ich halte deine Hände,
    die kühl wie Marmor sind,
    und weine auch.

    Du bist mein Kind,
    nicht wahr, mein Kind bist du?
    Und meine Liebe, meine Liebe deckt dich zu. —
    Der Mond war nie so blaß wie diese Nacht.

    Mit seinem Kinde darf man...

  • DEN Kräften, die sich in mir lösen wollen,
    kann niemand als nur du Befreiung schenken.
    Drum möchte ich mich ganz in dich versenken:
    Du bist mein Können, Müssen und mein Sollen.

    Wie Wolken, die am Abendhimmel träumen,
    nach Westen wandern, gleichsam hingezogen
    zur Glut der Sonne, und in schönem Bogen...

  • UND meine Seele ist dir ganz vermählt.
    Mit all den heißen Kräften meines Lebens,
    den innersten, halt ich dich so umfangen,
    daß nichts uns trennen kann. Und all des Gebens
    wird nie ein Ende sein. Denn ungezählt
    sind meine Schätze, die ich vor dir breite
    in meinem unerschöpflichen Verlangen,
    dich frei und...