106.
Du stille Hütte, die uns gern empfangen,
Wo süße Blumen wir so oft gefunden,
Wenn draußen alle tief im Schnee verschwunden,
Auf kahlen Aesten kleine Vögel sangen!
Wie fröhlich kam ich zu dir hergegangen,
Wie ward ich o! in dir so sanft umwunden,
Wenn meine Gute schon sich eingefunden...
-
-
107.
Ich segne den Entschluß, der Wünsche Dringen,
Die mich zu dir und deines Stromes Wogen,
Du traute Stadt, mit süßer Macht gezogen,
Den alten Gruß von neuem dir zu bringen.
Wie meine Schmerzen auch mich laut umfingen,
Beklemmend mich die Schwermuth angeflogen,
Hier hab' ich endlich Kunden... -
108.
Sonst schwindet langsam mit dem Trauerkleide
Das stete Weh', das Suchen und Vermissen,
Die Wunde, die man anfangs aufgerissen;
Doch meine Liebe wächst mit meinem Leide.
Oft von Eurydicen auf blum'ger Weide
Les' ich, wie eine Schlange sie gebissen;
Bis wo sie dem Gemal' auf's neu... -
109.
Am Fenster oft verträum' ich ganze Stunden;
Ich weiß nicht was ich will und was ich denke;
Ich blick' auf Kleider, zierliche Gehenke,
Und traure, wenn sie von der Straß' entschwunden.
Ein dunkles Haar, auf deine Art gewunden,
Ein Gang, ein Wuchs, von dem ich find' er senke
Sich wie der... -
Es giebt im Lieben ein unendlich Sprechen,
Im Frühlingsglanz aus allen Büschen singend,
Auf den berauschten Blumenlippen klingend,
Wenn sich in uns so Farb' als Töne brechen.
Wie Nachtigall'n im Walde sich besprechen,
Die Liebesklagen mit einander ringen,
Die Stimmen in einander sich ergießen,
Bis... -
Leise, leise,
Laß' ich erklingen
Die Laute wie Schwingen,
Leise, leise!
Leise, leise,
Daß Sie's nur höret,
Keiner uns störet,
Leise, nur leise.
Leise, leise
Glühen die Lüfte,
Athmen die Düfte,
Bebet die Weise.
... -
Im Herzen wohnt ein unaufhörlich Sehnen,
Zu wogen in des Südens Farbentanze,
Berauscht im Blüthenstaub der Pomeranze,
Hinwegzufliehn auf wollustvollen Tönen.
Wo fern die dunkeln Meeresstrudel dröhnen,
Zu baden am Gestad' im Abendglanze,
Mit einem selbstgebrochnen Lorbeerkranze
Die heiße... -
Der Himmel fühlt und theilet meine Qualen,
Auch ihm geht nun der Sonnenschein vorüber,
Die Luft wird schwül, die Ferne trüb' und trüber,
Und ernste Schatten dräun' den Berg' und Thalen.
Das Blau verwallt in Dunst, die finstern, falen
Gewölke ziehn in voller Pracht herüber,
Es neigt der Tag sich in die... -
Laß uns blühen, wie wir blühn,
Eh' der Winter welker Jahre
Dir die goldgemengten Haare
Wird mit Silber unterziehn.
(Fleming)
Sollten wir dem Frühling wehren,
Daß er uns gleich Kindern schmükt,
... -
Thränen unerhörter Liebe
Sind die Boten meiner Triebe.
Lauft nicht, laufet nicht, ihr Quellen,
Eilet nicht aus diesen Fässern,
Lasset ab das Land zu wässern;
Hier sind Thränen, hier sind Wellen
Eure Ufer anzuschwellen,
Thränen unerhörter Liebe
Sind die Boten meiner Triebe....