Sonette der Liebe - Das zweite

Der Himmel fühlt und theilet meine Qualen,
Auch ihm geht nun der Sonnenschein vorüber,
Die Luft wird schwül, die Ferne trüb' und trüber,
Und ernste Schatten dräun' den Berg' und Thalen.

Das Blau verwallt in Dunst, die finstern, falen
Gewölke ziehn in voller Pracht herüber,
Es neigt der Tag sich in die Nacht hinüber,
Aus irrem Dunkel zukken weiße Stralen.

Ich brauche nicht die Finsterniß zu scheuen,
Ich wandle mit trübsel'gem Auge weiter,
Den Stürmen und den Wolken mich ergebend.

Nur ringend kann ich meinen Muth erneuen,
Die Blizze nahen, und ich werde heiter,
Als Phoenix über meiner Flamme schwebend.

Collection: 
1905

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Strebt' ich auch, was mich umflicht,
Aus der Seele wegzudrängen;
Ach! an tausend Fäden hängt es,
Ach! mit tausend Knoten zwängt es,
Und das Herz bleibt drinne hängen,
Und das Netz, ich lös' es nicht.

(Triolett)

Galt es mir, das süße Blicken
Aus dem hellen Augenpaar?
Unter'm Netz vom goldnen Haar
Galt es mir, das süße Blicken?
Einem sprach es von Gefahr,
Einen wollt' es licht umstricken;
Galt es mir,...

Thränen unerhörter Liebe
Sind die Boten meiner Triebe.

Lauft nicht, laufet nicht, ihr Quellen,
Eilet nicht aus diesen Fässern,
Lasset ab das Land zu wässern;
Hier sind Thränen, hier sind Wellen
Eure Ufer...

Laß uns blühen, wie wir blühn,
Eh' der Winter welker Jahre
Dir die goldgemengten Haare
Wird mit Silber unterziehn.
(Fleming)

Sollten wir dem Frühling wehren,
Daß er uns gleich Kindern schmükt,
Kränz' in...

Der Himmel fühlt und theilet meine Qualen,
Auch ihm geht nun der Sonnenschein vorüber,
Die Luft wird schwül, die Ferne trüb' und trüber,
Und ernste Schatten dräun' den Berg' und Thalen.

Das Blau verwallt in Dunst, die finstern, falen...