• Schwärmerei der Liebe.

    Wo über Gräbern die Zipresse trauert,
    Weilt oft von trauriger Beruhigung,
    Und unbekannten Ahnungen durchschauert
    Mit nassem Auge die Erinnerung.

    5 Und auf der Hoffnung sanft verklärten Wegen
    Wallt der Verlaßne in den Aetherhain
    Der bessern Welt dem fernen Freund entgegen
    Und findet ihn in heil’gem Dämmerschein....

  • Sehnsucht nach Rom.
     Alme Sol, curru nitido diem qui
     Promis et celas, aliusque et idem
     Nasceris: possis nihil urbe Roma
     Visere maius.
    HOR.

         Wie Filoktets umwölkten Blicken
    Der Vatererde lachend Grün,
    Auf Lemnos unwirthbarem Rücken,
    In jedem Halm zu weben schien:

    5      So mahnt mich, wo der Wildniß Ranken
    ...

  • [50]
               Sehnsucht nach der Schweiz.

    Sehnend denk’ ich Eurer stillen Hütten,
         Wo die Unschuld immer lächelnd wohnt;
    Wo die Einfalt väterlicher Sitten
         Reines Blut und muntres Alter...

  • Sie ’st falsch und schön, das macht mir Schmerz,
         Ich liebte sie so lang’;
    Sie brach den Schwur, sie brach mein Herz,
         Das klang mir trüb’ und bang.
    5 Ein Strohkopf kam mit Geld und Gut,
    Sie nahm ihn an mit frohem Muth,
    Sie wußt’ nicht, wie das Ander’n thut,
         Und wie’s zum Herzen drang.

    Ihr Alle, die Ihr Weiber liebt,
    ...

  • Sinnend am bewegten Meere,
         Das mein Lieb und mich getheilt,
    Send’ ich in die weite Leere,
         Gruß und Kuß ihr, wo sie weilt.

    5 Furcht und Hoffnung, wechselweise,
         Streiten um die Herrschaft beid’,
    Flüstern um mein Lager leise,
         Stets von ihr, die, ach, so weit.

    [...

  • Vor alters zankten sich, die Wahrheit aufzuklären,
    Gelehrten, ob die Weiber Menschen wären:
         Jüngst fragten Geken und galante Bengel:
              „Sind sie nicht Engel?“

    Bn.

  • O, trüb’ und traurig muß ich geh’n,
         Um ihrethalb, die weit von hier;
    Wo werd’ am Ziel ich endlich steh’n,
         Am fernen Ziel, so weit von hier?
    5 Du, der die Welt gemacht so schön,
         Und auch mein Liebchen, weit von hier,
    Gieb Stärke mir zum Weitergeh’n
         Auf meinem Weg, so weit von mir.

    Ach, was ist treue Liebe schön!...

  • Sokrates und Alcibiades.

    „Warum huldigest du, heiliger Sokrates,
         Diesem Jünglinge stets? kennest du Grössers nicht,
              Warum siehet mit Liebe,
                   Wie auf Götter, dein Aug’ auf ihn?“

    5 Wer das tiefste gedacht, liebt das lebendigste,
         Hohe Tugend versteht, wer in die Welt geblickt
              Und es neigen die Weisen...

  • Sommer ist ’ne schöne Zeit,
         Bunte Blumen giebt’s denn;
    Bächlein hüpft im blauen Kleid
         Und ich wart’ auf den Liebsten.

    5           [125] Immer wachen, O,
                   ...

  • I.
    Entlaubet euch, ihr ernsten Haine, immer;
         fallt, welke Blätter, langsam wirbelnd nieder;
         der holde Frühling kehret lächelnd wieder,
         und mit ihm neuer zauberischer Schimmer!
    5 Dann über des besiegten Winters Trümmer
         schwebt er dahin, mit duftendem Gefieder;
         ihm schallen süßer Mädchen frohe Lieder,
         und...