Sehnsucht nach der Schweiz

           

Sehnend denk’ ich Eurer stillen Hütten,
     Wo die Unschuld immer lächelnd wohnt;
Wo die Einfalt väterlicher Sitten
     Reines Blut und muntres Alter lohnt.
 
Thränen rinnen, denk’ ich Eurer Höhen,
     Eurer tiefen Thäler frisch umkränzt;
Eurer Eisgefilde, Eurer Seen,
     Sanft vom Aetherhimmel überglänzt;
 
Und der Wiesenplane, wo im Weiden
     Unter Kindern Ziegenheerden geh’n,
Und der Kindheit zephyrgleiche Freuden
     Mit den Blütenflocken mich umwehn:

Wo des Felsstrom’s nächtlich wildes Rauschen,
     Das der Abhang schwindelnd überblickt,
Stumm der Hirt und seine Braut belauschen,
     Tief im Anschau’n seiner Kraft entzückt;
 
Wo des Knaben braune Pfirsigwange
     Glänzend schwarzes Lockenhaar umwallt,
Und aus voller Brust im Lenzgesange
     Kraftgefühl und Freiheitssinn erschallt;
 
Wo Natur und Menschheit still vereinet,
     Hand in Hand, auf Himmelshöhen geh’n;
Wo kein Auge bittre Thränen weinet,
     Frohe Blicke nur zum Himmel seh’n!

Collection: 
1795

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