• Nehmet ihr getreuen Winde
    Meine stillen Seufftzer hinn/
    Bringet sie dem Engels Kinde
    Dem ich recht gewogen bin.
    Saget/ diese Bothen wissen/
    Was ich ihm verschweigen müssen.

    Schreibet doch ihr Lorberbletter/
    Was ich ihm nicht schreiben kan.
    Das kein Liebes-Sturm noch Wetter...

  • Heut' brach dein Blick in meine Träume.

    Im Sterngewande stand'st du da,
    Dein Rufen bettelte durch alle Räume
    Und kam mir nah
    Und klang mir nah:

    "Wie kann ich oben meine Seele weiden,
    Im Garten Gottes nach den Lilien seh'n,
    Wenn deine Wege nur aus tiefen Leiden
    In...

  • Ich dir danken? Wofür? Ich nahm dir nichts, ich verströmte!
    Alles wardst du durch mich, einzig das Nichts-sein war dein.
    Es gefiel mir, ich tat's. - Kaum sag ich, daß du mir gefielest!
    Allzuoft, dir zur Lust, hab ich es flüsternd gesagt.
    Vieles lehrte ich dich und wenig behieltst du von allem.
    Hättst du's behalten, auch mich...

  • Viele halten wir werth; doch Einer nur ist uns der Liebste.
    Füllt nicht der Eine das Herz, wird es wohl nimmer erfüllt!
    Wo der Eine mangelt, da sind auch die Vielen zu wenig;
    Nur wo der Eine sich zeigt, scheint uns lebendig die Welt.
    Unverständlich braust durcheinander die Stimme der Vielen;
    Ein vernehmlicher Laut tönt aus dem...

  • Wie? läßtu mich also / du undancksvolle Seele /
    Und lohnst mit Unbestand die unverfälschte Treu?
    Du mehr / als Grausamer / um den ich mich so quäle /
    Ich glaube / dass dein Hertz aus harten Felsen sey.
    Ein Arimasp hat dich / du wilde Bruth gezeuget /
    Das wüste Lydien hat dich ans Licht gebracht /
    Und eine Scythin...

  • I.
    Gab ein Volk, daß Liebe noch es leiste,
    Seinen Todten Schätze mit in's Grab,
    Legt mein Herz, das früh durch dich verwaiste,
    All sein Lebensglück mit dir hinab.


    ...

  • Dein Auge ist grün und kalt wie ein Alpensee,
    Gespeist vom reinen Ewigen-Schnee.
    Drin ruht im dunkeln Felsengrund
    Verwunschen ein Schatz, von Gold und Rubinen schwer.
    Davon hat Kunde nur ein Dichtermund. -
    Sonst weiß es keiner mehr. (S. 12)...

  •   Gleich einer Pflanze ist dein Seelenleben,
    Die sich zur Blüte niemals wird entfalten,
    Wenn nicht vertraute Elemente walten,
    Wenn Erde nicht und Sonne Nahrung geben.

    So lenkt verschwiegner Glaube mein Bestreben,
    In meinem Kreis dich innig festzuhalten,...

  • Ich wollt' dein Bett mit einer Rose schmücken,
    Ich fand sie nicht.
    In ihr sollt meine Reinheit dich beglücken.
    Du fandst sie nicht.
    Wie oft schon schenkte ich dir Herzensgaben!
    Du fandst sie nicht.
    Ich hofft', mein Herz sollt' endlich Ruhe haben.
    Ich fand sie nicht....

  • Die Blume, die ich dir im Garten brach,
    Sie hat im wilden Sturm der Nacht gestanden,
    Und ward zur Morgenzeit in Thränen wach,
    Die erst im heißen Mittaglichte schwanden.

    Sie zittert nur - noch ist ihr Duft nicht todt -
    So leg' ich sie in deine rauhen Hände.
    Berühr' sie sacht! laß ihr das Jugendroth!...