Heut' brach dein Blick in meine Träume.
Im Sterngewande stand'st du da,
Dein Rufen bettelte durch alle Räume
Und kam mir nah
Und klang mir nah:
"Wie kann ich oben meine Seele weiden,
Im Garten Gottes nach den Lilien seh'n,
Wenn deine Wege nur aus tiefen Leiden
In immer tief're Gründe untergeh'n!
Man stiehlt die Sonne dir aus Hinterlist,
Man häuft vor deine Blicke Thür um Thür,
O weh, mein Lieb,
Man ist nicht gut mit dir!
Wie kann ich friedeselig sein in mir,
Wenn du so friedlos bist?"
Aufzuckt mein Herz.
Ich kann kein Wort erwidern,
Kraftlos die Hand, die sonst zur Faust sich krümmt.
Weil hinter meinen festgeschloss'nen Lidern
Das Auge ganz in warmen Thränen schwimmt ...
aus: Ausklang. Neue Gedichte aus dem Nachlaß
von Ludwig Jacobowski
Herausgegeben und mit Einleitung versehen
von Dr. Rudolf Steiner
Minden in Westf.
J. C. C. Bruns Verlag 1901