Einer Todten

I.
Gab ein Volk, daß Liebe noch es leiste,
Seinen Todten Schätze mit in's Grab,
Legt mein Herz, das früh durch dich verwaiste,
All sein Lebensglück mit dir hinab.

II.
Für jede Schmerzensthräne,
Die mir entlockt das Leben,
Hat eine Freudenthräne
Mir deine Lieb' gegeben.

Für jede Freudenthräne,
An deiner Brust vergossen,
Ist eine Schmerzensthräne
An deinem Sarg geflossen.

Collection: 
1894

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An eine Frau

Ein Jahrhundert wird vorübergeh'n,
Unsre Gräber wird man nicht mehr sehn,
Unsre Namen, was wir thun und wollen,
Alles ist vergessen und verschollen.

Menschen, deren Zorn wir feig gebebt,
Da wir lieber...

Wie mögt ihr doch so froh im Sonnenstrahl,
Vom West gewiegt, ihr grünen Myrthen sprießen,
Und durftet einst ein theures Haupt umschließen,
Dem euer Schmuck den Schmuck des Lebens stahl!

Sie beugte sich gelassen, ohne Wahl,
Doch...

Wir sprachen viel in trauter Abendstunde
Von Schmerz und Liebe, Sterben und Bestehn,
Wie muthig wir in jede Zukunft seh'n,
Weil Gruß der Ewigkeit in unsrem Bunde.

Da rang der heiße Wunsch sich mir vom Munde:
O, könnt' mein...

Die Blumen schliefen, Sterne wurden wach,
Und mahnend mir von langverlornem Frieden
Des Abend's feierliche Ruhe sprach.

Wir hatten gern den Schwarm der Welt gemieden
Und schritten stumm und träum'risch durch den Wald.
Ich...

Zu deinen Füßen saß ich still und träumend,
Mein Aug' in deines Auges Glut getaucht,
Dein ganzes Sein mit meinem Blick umsäumend.

Der Sonne Liebesfackel war verraucht,
Im Scheidekuß entbrannten Berg und Hügel,
Von tiefster...