Uber einen ungetreuen Amanten. Im Nahmen einer Vornehmen Freundin.

Wie? läßtu mich also / du undancksvolle Seele /
Und lohnst mit Unbestand die unverfälschte Treu?
Du mehr / als Grausamer / um den ich mich so quäle /
Ich glaube / dass dein Hertz aus harten Felsen sey.
Ein Arimasp hat dich / du wilde Bruth gezeuget /
Das wüste Lydien hat dich ans Licht gebracht /
Und eine Scythin hat dir ihre Milch gesäuget /
Aus eines Lygers Brust ist deine Brust gemacht.
Heißt das nicht grausam seyn / die nicht mehr wollen sehen /
Die Hauß und Vaterland um dich verlassen hat?
Die sich nicht hat gescheut / mit dir davon zu gehen /
Zu wohnen (nun zwey Jahr) in einer frembden Stadt?
Und hast dennoch mit mir die Ehe nicht vollzogen /
Wovon dein falscher Mund so viel Versichrung gab /
Ich seh um Guth und Glück nunmehro mich betrogen /
So stoß mich dann dazu nur vollends in das Grab.
Wie falsch o Proteus hast du doch an mir gehandelt /
Mit freundlichem Gesicht sahstu mich stetig an;
O! hätte mich dein Blick in einen Stein verwandelt /
Wie die Medusa dort dem Phineus hat gethan:
So dürfft ich itzo nicht in einem Meer von Thränen
Der Arethusen gleich beweinen meine Noth
Ich dürffte mich nach dir / Unmenschlicher / nicht sehnen /
Und fühlte nicht / wie itzt / ein Sterben sonder Tod.
Es würd mein armes Hertz nicht eben so genaget /
Wie des Prometheus Brust am Berge Caucasus,
Ich wär von dem befreyt / was mich so hefftig plaget /
Und was ich dulden muß mit bitterem Verdruß.
Doch geh / Undanckbarer / der Himmel wird mich rächen /
Wann er die Untreu dir vergilt an meiner statt;
Achtst du mit Jason nichts der Treue Pflicht zu brechen /
Und spielst mit Schwur und Eyd / als wie der Theseus that:
So kann diejenige / die du vor mir erwehlest /
Der Phaedren, so wie du dem Theseus ähnlich seyn /
Und wann du dich nunmehr erfreut mit ihr vermählest /
Statt der Vergnügung dir verschaffen Quaal und Pein.
Schick / wie Medea ich dir gleich nicht giftigs Feuer /
(Dann mein mitleidend Hertz lässt solche Rach nicht zu) /
Wird dein Gewissen doch du Falsch- und Ungetreuer
Bey dem vermeinten Glück dir gönnen keine Ruh.
Ich will indeß getrost des Schicksals Wuth ertragen /
Und nicht Verzweiflungs-voll der Dido ähnlich seyn:
Der Himmel gebe dir hinführo so viel Plagen /
Als ich Vergnügung mir von dir gebildet ein.
Ich haße dich forthin / dich / den ich so geliebet /
(Denn ein Untreuer ist nicht ferner liebens werth.)
Und weil aus Vorsatz du mich auff den Tod betrübet /
So werde von dem Glück dein Wünschen nie erhört.
Der / welcher alles kann / laß dich dereinst empfinden /
Was es vor Schmertzen bringt / das liebste Untreu sehn /
Und wann sich denn der Lohn vor deine That wird finden /
So dencke / was vor Quaal ich Aermste muß außstehn;
Ich / die ich dich niemals mit was beleidigt habe /
Als das ich dich zu treu / ach! allzu treu geliebt:
Doch die Vergeltung such ich nun davor im Grabe /
Diß ist der Lohn / den mir der falsche Mentor giebt.

Collection: 
1715

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