• Ach, alle Tage will ich nun voll Demuth gehn,
    Daß mir so Liebes ist auf Erden noch geschehn.
    Ich sah schon Tannen hoch und stolz im Waldeshag,
    Sie sanken jäh im Blitzesstrahl, im Wetterschlag.
    Ich sah schon Menschen, glückliche von Jugend auf:
    In Leid und Thränen endete ihr Lebenslauf.
    Was hab' ich Großes,...

  • Kein Stern ist in Wolken zu sehen,
    Alle Sterne trag' ich in mir.
    Kein Laut durch die Oede will wehen,
    Alle Hymnen tönen in mir.
    Nur Nacht und Winter draußen,
    Schauernd, unheimlich und wüst,
    Doch Nacht und Winter schwanden,
    Seit ich den Mund dir geküßt....

  • Keine düstren Sorgenträume
    Dulde mehr in deiner Nacht.
    Morgensehnen, Morgenthränen
    Bringt des Tages junge Pracht.

    Sanft und ruhig sollst du schlafen,
    Alle Genien ruf' ich her,
    Dir zu singen, dir zu bringen
    Traumeswonnen süß und hehr.

    Schwingt ein Dämon seine Flügel...

  • Wohl alle Tage, wenn ich bei dir bin,
    Umschleiert mich ein Frühling ew'gen Lebens
    Und ew'ger Jugend. Jahre fliegen hin,
    Den Zaubertrank, ich trank ihn nicht vergebens.

    Und wenn du morgen welktest bleich und krank,
    Die schöne Stirn gefurcht von Gram und Sorgen,
    Das Aug' ist mir gefeit von jenem Trank,...

  • Ich weiß ein Märchen, daß ein Wandrer kam
    Zum Waldesgrund, da läutet' es wie Glocken,
    Und eine Blume fand es wundersam
    Und schmückte traumvoll seine braunen Locken.
    Als er zurück zu Menschen kam voll Gram,
    Bestaunten ihn die Leute tief erschrocken:
    Die Welt war älter um viel hundert Jahre,
    Und Keiner...

  • Und wieder kommt der Frühling reich und golden
    Und doch wie anders unter Blütendolden!
    Gedenkst du noch der fremden Jahre, da
    Ich täglich dich von ferne sah,
    Da alles Glück nur erst ein schüchtern Hoffen,
    Ein Traum, ein Bangen, stets vom Schreck betroffen?
    Nun halt' ich dich am Herzen warm und weich,
    Wie...

  • Warum so zagend in der Seligkeit,
    Du stürmisch Herz, als wenn ein Schicksal käme,
    Dir erst verlockend allen Zweifel nähme,
    Um unerwartet dann zu nahn mit Leid?
    O was sind Lieder, alles Glück zu malen,
    Zum erstenmal im Leben reich erfüllt!
    Die holde Psyche gab sich unverhüllt -
    Noch küss' ich dich im...

  • Schöner wirst du jetzt mit jeden Tage,
    Und die Lockenhärchen an der Stirne
    Fluten reich um deine tiefen Augen.
    Voller blüht die Wange, blühn die Lippen,
    Wie die Rosen, auf am Junimorgen.
    Nur die feine Blässe auf der Stirne
    Ist durchsichtig worden, und die Seele
    Leuchtet auf dem Antlitz dir von innen,...

  • Wer mag der Liebe Dauer wohl ermessen,
    Die einmal in der Brust gepocht?
    Ach, Alles that ich nun, dich zu vergessen,
    Und hab' es dennoch nicht vermocht!

    Wohl Tagelang vergißt sein Leid der Kranke,
    Doch plötzlich wieder schreckt es ihn.
    So will zuweilen heimlich der Gedanke
    An dich in das...

  • Du holde Traumgestalt,
    Wie aus verschwundnen Zeiten,
    Wie kommt's, daß du so kalt
    Mir kannst vorüberschreiten?
    Und doch - dein Aug', das klare,
    Nachleuchtet gnadenmild,
    Als blickte vom Altare
    Ein sanft Madonnenbild.

    Und kommt ein andrer Tag,
    Am selben öden Orte...