Du holde Traumgestalt,
Wie aus verschwundnen Zeiten,
Wie kommt's, daß du so kalt
Mir kannst vorüberschreiten?
Und doch - dein Aug', das klare,
Nachleuchtet gnadenmild,
Als blickte vom Altare
Ein sanft Madonnenbild.
Und kommt ein andrer Tag,
Am selben öden Orte
Zähl' ich der Stunden Schlag
Und harr' an dunkler Pforte,
Und zähl' des Herzens Schläge,
Das dein, du Liebste, denkt,
Ob heut auch auf dem Wege
Dein Auge scheu sich senkt.
Doch flammt ein innres Glühn
Auf Wangen dir, den blassen,
Wer fände Muth, sich kühn
Ein ganzes Herz zu fassen!
Du gehst, und wieder nüchtern
Und öde ist der Ort -
Wer lehrt die Lippen schüchtern
Das erste Liebeswort!