Ewige Jugend

Wohl alle Tage, wenn ich bei dir bin,
Umschleiert mich ein Frühling ew'gen Lebens
Und ew'ger Jugend. Jahre fliegen hin,
Den Zaubertrank, ich trank ihn nicht vergebens.

Und wenn du morgen welktest bleich und krank,
Die schöne Stirn gefurcht von Gram und Sorgen,
Das Aug' ist mir gefeit von jenem Trank,
Das Leben mir ein ew'ger Hochzeitsmorgen.

Und wandelst du dereinst mit greisen Frau'n
Müd und gebeugt in silberweißem Haare,
Ich bin geweiht, dich stets als Braut zu schau'n,
Ohnmächtig überfluten uns die Jahre.

Ja, wie der Wein, der alt an Glut gewann,
So glüht der Zauber mächt'ger mit den Zeiten:
Du kannst nicht altern. Was ein Gott begann,
Wird göttlich dauern in den Ewigkeiten.

Collection: 
1882

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