Zweifel des Glücks

Warum so zagend in der Seligkeit,
Du stürmisch Herz, als wenn ein Schicksal käme,
Dir erst verlockend allen Zweifel nähme,
Um unerwartet dann zu nahn mit Leid?
O was sind Lieder, alles Glück zu malen,
Zum erstenmal im Leben reich erfüllt!
Die holde Psyche gab sich unverhüllt -
Noch küss' ich dich im Geist zu tausendmalen.

Sei nicht so ernst, sieh mich nicht zweifelnd an.
Noch ungewohnt, noch fremd bin ich im Glücke,
Entschlafnen gleich auf einer Jenseitsbrücke,
Dem Bettler gleich, der in des Rausches Bann
Vom Felde ward ins Königschloß getragen,
Den Herrn zu spielen dort drei Tage lang
Im Purpurkleid bei Festspiel und Gesang -
Ein Göttertraum von goldnen Wonnetagen.

So ist's auch mir. Zu sel'gem Glanz entrückt,
Blieb doch die Furcht, an öden Sumpfeslachen
Einsam ein Bettler wieder zu erwachen,
Und dennoch wär's ein Trug, der mich beglückt.
Das Eine weiß ich doch in späten Jahren,
Daß einmal wich der Schleier meiner Wehn;
In dir hab' ich ein wahres Glück gesehn;
Es war kein Traum, daß wir verbunden waren.

O Götter, die ich nie um Glück gefleht,
Noch ist die Blume mein und ihre Seele.
Gebt mir dies Glück, dies Kleinod sonder Fehle,
Um ihretwillen höret mein Gebet!
Gebt mir die Welt, und wäre sie vergiftet,
Wir baden sie in unsrer Liebe Meer,
Denn von ihr lassen kann ich nimmermehr;
Nun helft, ihr Mächte, die es angestiftet!

Collection: 
1882

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