• Mondschein.

                             Per amica silentia lunae.[1]
                                       Virgilius

         Der Mond schien heiter auf den Wellen spielend;
    Das Fenster ist dem Abendhauch geräumt;
    Die Sultanin blickt auf das Meer, das wühlend
    Mit Silberfluth die schwarzen Inseln säumt.

    5 [...

  • Mondscheingemählde.

         Des Abends stille Feier,
    Die Ruhe der Natur
    Umwebt mit düstrem Schleier,
    Die sanftgekühlte Flur.
    5 Des Waldes Wipfel beben
    Im letzten Sonnenstrahl,
    Und dunkle Schatten schweben
    Stets schwärzer in das Thal.

         Der Schiffer strebt erschrocken
    10 Auf leichtem Kahn daher;
    Der Dörfer dumpfe...

  •      „Mondscheintrunkne Lindenblüthen,
    Sie ergießen ihre Düfte,
    Und von Nachtigallenliedern
    Sind erfüllet Laub und Lüfte.

    5      „Lieblich läßt es sich, Geliebter,
    Unter dieser Linde sitzen,
    Wenn die goldnen Mondeslichter
    Durch des Baumes Blätter blitzen.

         „Sieh dies Lindenblatt! du wirst es
    10 Wie ein Herz gestaltet finden;...

  • Monument
    Moors des Räubers.

    Vollendet!
    Heil dir! Vollendet!
    Majestätischer Sünder!
    Deine furchtbare Rolle vollbracht.

    5 Hoher Gefallener!
    Deines Geschlechts Beginner und Ender!
    Seltner Sohn ihrer schröklichsten Laune,
    Erhabner Verstoß der Mutter Natur!

    Durch wolkigte Nacht ein prächtiger Bliz!
    10 Hui! hinter ihm...

  • [162] Moosrose.

    Die rote, blätterreiche Rose,
    Voll Duft und tiefverborgner Glut,
    Die ohne Dorn im weichen Moose,
    Auf zartem Stengel träumend ruht’:
    5 Die Rose gab ich Dir zu eigen –
    O wie verstandest...

  • [189] Mopsenleben

    Es sitzen Möpse gern auf Mauerecken,
    die sich ins Straßenbild hinauserstrecken,

    um von sotanen vorteilhaften Posten
    die bunte Welt gemächlich auszukosten.

    5 O Mensch, lieg vor dir selber auf der Lauer,
    sonst bist du auch ein Mops nur auf der Mauer.

  • [104]
    Mordhans

    Es chutet am Bärg und es nachtet im Tal,
    Käin Vatter dehäim, ’s Veeh brüelet im Stal.
    O Chind, hol d’Biblen und bätt...

  •      [14] MORGEN

    Es hebt sich, senkt sich des Windes Flüstern.
    In des Morgens ragende Räume
    Stechen die goldenen Zweige der Bäume
    Unbewegt: so leicht sind die Blätter.
    5 Trinke! Die Kühle des Morgens in...

  • DIe ewig helle Schaar wil nun ihr Licht verschliessen /
         Diane steht erblaßt; die Morgenrötte lacht
         Den grauen Himmel an / der sanffte Wind erwacht /
    Vnd reitzt das Federvolck / den neuen Tag zu grüssen.
    5 Das Leben dieser Welt / eilt schon die Welt zu küssen /
         Vnd steckt sein Haupt empor / man siht der Stralen Pracht
         Nun blinckern...

  • Die frühwache tönt in den höfen der kasernen ·
    Die morgenwinde blasen auf die laternen.

    Das ist die zeit wo gefährliche träume wehn ·
    Die braunen jünglinge auf ihren kissen sich drehn.
    5 Die lampe macht in den tag einen roten flecken:
    So bleibt ein blutiges auge zitternd stecken.
    Die seele unter des störrischen körpers gewicht
    Die nämlichen...