12.
Komm, Knabe, komm und sieh mir in die Augen,
Die dunkel sagen, daß sie dich verstehn,
Und daß sie still mit deinen Schmerzen gehn,
Um sachte deine Seele aufzusaugen.
Um deine stumme Inbrunst einzutrinken,
Denn ach, zu werben werden nie sie satt,
Solang mein Suchen diesen Durst noch hat,...
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13.
Wie doch ein Traum so groß beglücken kann!
Bis tief in lauten Tag hinein
Begleitet mich sein Widerschein . . .
Und kamst du nun, du ferner Mann,
Nach so viel Zeit zu mir herein,
Um eine Nacht mit mir zu sein?
Denn Jahre sinds, seit mich dein Auge frug
Und deine ach so wilde... -
14.
Das Franziskanerkloster in Fiesole
Schmucklos bescheidne, wehrhaft starke Mauern,
Auf Hügelgipfel lieblich hingestellt,
Behüten sorgsam eine heilige Welt
Vor dreistem Blick von lästigen Beschauern,... -
15.
Florenz ist schön, doch schöner noch ist Rom,
Und seine Männer sind besonders kühn;
Ich liebe es, wenn Kardinäle glühn,
Und sitze gerne dort im Petersdom
In fernem dunklen Winkel ganz allein,
Wenn vorn im Licht die goldnen Priester stehn
Und sich in himmlischen Ekstasen drehn... -
16.
Aus meinem Teiche zieht ein schwarzer Schwan
Allein und stumm die stille Schattenbahn;
Er liebt die kleinen warmen Sonnenflecke
Und liebt das Rauschen seiner Schilfverstecke.
Wie oft auch schon aus nahem leisem Kahn
Ihm meine Augen in die Augen sahn /
Es schien ihn nichts im Innern zu berühren,... -
17.
Wie lieb ich das: auf sanft erhöhtem Sessel
In jenem seltsamen Gemach zu ruhn,
Die Hände lieblich in den Schoß zu tun
Und nichts zu schaun, als deines Auges Fessel;
Als dieses heißbelebten Auges Fragen,
Das pantherwild in meiner Seele wühlt,
Doch jede Wunde, die es rot geschlagen,... -
18.
Die Eiche
Die große Eiche lebt starr und stumm
Ihr grünes Leben allein
Und hat mit dem bunten Blühen ringsum
Nichts gemein.
Die Vögel, die tags ihre Äste bedrängen,
Lassen kein... -
19.
Wenn ich zu meinem werten Maler gehe
Und ganz gekleidet bin, wie er es liebt,
Und wenn ich dann vor seinen Augen stehe
Und er mir lang und stumm die Hände gibt,
Mich ansieht wie ein Bild, bis ich ihm lächle
Das Lächeln, dem er unterworfen ist,
Und seinem kleinen Feuer Gluten fächle,... -
Die Lieder der Monna Lisa
1.
Ich stehe oft und blicke weit ins Leere
Und suche mich und meine Sucht zu fassen:
Kein klares Bild läßt sich zusammenpassen,
Wieviel ich alles hin und wider kehre.
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20.
Von Tagen weiß ich, die wie blaue Flammen
So leicht und licht ins schwere Leben wehen /
Wie Flammen, die vom Auge kaum gesehen
Geheimnisvollem Glutenherd entstammen.
Die Tage sinds, die wie ein Auferstehen
Den kühlen Geist, den träge arbeitsamen,
In irgendeiner tiefen Lust entflammen,...