• XVI.
    Schon war die letzte Schwalbe fort
    Und längst seit vielen Wochen auch
    Die letzte Lilje abgedorrt,
    Nach altem Erdenbrauch.

    Es flimmerte der Buchenhain
    Wie Rauschgold rot im Abendlicht -
    Herbstsonne gibt gar sond'ren Schein,
    Der stets in's Herz mir sticht.
    ...

  • Die Sonne fährt durchs Morgentor
    Goldfunkelnd über den Bergen,
    Und wie zwei Veilchen im frühen Mai,
    Zwei blaue Augen klar und frei,
    Die lachen auf ihren Wegen
    Geöffnet ihr entgegen.

    Glück auf, mein Liebchen ist erwacht
    Mit purpurroten Wangen!
    Ihr Fenster glitzert im Morgenstrahl...

  • XVII.
    Ein lustiger Mediziner
    War dazumal mein Freund;
    Wir saßen bei vollem Glase
    Um Mitternacht vereint.

    Ich sprach ihm von meiner Liebe,
    Indessen er zecht' und sang,
    Und meine Worte verhallten
    Im wilden Gläserklang.

    Doch sprach ich immer und stärker,...

  • XVIII.
    Es schneit und eist den ganzen Tag,
    Der Frost umfängt mich scharf und blank,
    Und wie ich mich geberden mag -
    Nun liegt sie wirklich ernsthaft krank!

    Verödet ist das Paradies,
    Das sonst auf ihrem Angesicht;
    Nur zitternd blieb und ungewiß
    Der Augen mildes Sternenlicht....

  • XIX.
    Unverhofft nach trüben Tagen
    ist der heitre Lenz erschienen
    Und die aufgewachte Erde
    überhaucht ein zartes Grünen;
    Und mit bunten Sonnenschirmen
    Mädchen in den Gärten gehen,
    Wanderer, vorüberziehend,
    Nach den schönen Blumen spähen.

    Unter all' den hellen Fenstern...

  • XX.
    Durch den Garten, in die Felder
    irr' ich hin mit dunkeln Augen,
    Achte nicht, wie tausend Kelche
    Licht und Äther um mich saugen.
    Muß der Mai mit holdem Lachen
    mir denn eine Leiche geben,
    Während meine Freunde haschen
    neue Liebe, warmes Leben?

    Aber sagt, wie kommt...

  • XXI.
    Ich habe sie gesehen
    Auf Blumen in einem Sarg;
    Das bleiche, traute Antlitz
    Ein weißes Tüchlein barg.

    Ich hob es in die Höhe
    Und legte meine Hand
    Auf ihre dunkeln Augen,
    Auf ihre kalte Hand;

    Auf ihre verschlossenen Lippen -
    Ade, du...

  • XXII.
    Ich fahre mit den Winden,
    Die fächelnd vor dem Sommer wehn;
    Wo Klang und Duft sich finden,
    Kann man mich immer sehn.

    Des Lebens süßes Schmeicheln
    Gewann mich neu in seinen Bund,
    Und nimmer mag ich heucheln,
    Ich fühle mich gesund.

    Durch fremde Städt...

  • XXIII.
    Ja, das ist der alte Kirchhof,
    Der in blauer Flut sich spiegelt,
    Und in seiner dunkeln Erde
    Liegt mein Heiligstes versiegelt;
    Hier das Beet voll roter Rosen,
    Dicht und üppig aufgesprossen:
    Drunter liegt die weiße Lilie,
    Eng im Blumenschrein verschlossen.

    Durch...

  • XXIV.
    Fahret wohl, ihr schönen Gräber,
    Klirre zu, du morsches Gitter;
    Lachend kehr' ich euch den Rücken,
    Liljenstolz und Rosenflitter!
    Abgetan ist nun die Liebe -
    Hei! wie bin ich nun so munter!
    Und in dem befreiten Herzen
    Geht es lustig drauf und drunter.

    Gegen...