XVIII.
Es schneit und eist den ganzen Tag,
Der Frost umfängt mich scharf und blank,
Und wie ich mich geberden mag -
Nun liegt sie wirklich ernsthaft krank!
Verödet ist das Paradies,
Das sonst auf ihrem Angesicht;
Nur zitternd blieb und ungewiß
Der Augen mildes Sternenlicht.
Nur wenn ich alle Tag ein Mal
An ihrem Krankenlager bin,
So fällt ein heitrer, klarer Strahl
Auf meine feuchten Augen hin.
Und wenn wir so beisammen sind,
Dann lieb' ich still sie anzuschaun
Und träumend ob dem lieben Kind
Den Frühling wieder aufzubaun.
Noch ziert den Mund ein leichtes Rot
Und immer noch des Kusses wert -
Sie läßt's geschehen, weil die Not
Die Menschenkinder beten lehrt.
"Ich lieb' nicht deinen feinen Mund,
Nur deine Seele ganz allein -
Im Frühling wollen wir gesund
Und beide wieder fröhlich sein."
Und wenn der Arzt kommt, lügen wir
Ihn tröstlich voller Hoffnung an;
Doch hab' ich heimlich neben ihr
Zu Gott manch heiß Gebet getan.
Das ist der erste Kummer, so
Mir schwer und ernst ins Leben bricht;
Wie werd' ich wieder leicht und froh,
Wenn ihm der Lenz das Urteil spricht! (S. 88-89)