Xxi.

XXI.
Ich habe sie gesehen
Auf Blumen in einem Sarg;
Das bleiche, traute Antlitz
Ein weißes Tüchlein barg.

Ich hob es in die Höhe
Und legte meine Hand
Auf ihre dunkeln Augen,
Auf ihre kalte Hand;

Auf ihre verschlossenen Lippen -
Ade, du blühendes Rot! -
O weh mir, ich mußte sagen:
Nun wahrlich ist sie tot!

Da liegt die edle Rose,
Die einst so purpurn gelacht;
Es hat ein fremder Künstler
Eine weiße aus ihr gemacht.

Da liegt sie so starr und traurig,
Als hätte sie nie gelebt;
Ach Gott, es nimmt mich Wunder,
Wo ihre Seele schwebt!

Kein Laut, kein Hauch, kein Ahnen,
Kein Flüstern um mich her!
Der Leib und ich in der Kammer
Und Alles still und leer!

Ich habe gespielt mit dem Leben
Und habe den Tod verlacht:
Nun ist er über mich kommen
Ganz höhnisch über Nacht (S. 92-93)

Collection: 
1806

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  • VI.
    Wohl ist die Lilie wunderbar,
    Wenn stolz sie sich im Garten wiegt,
    In ihrem Kelche, sonnenklar,
    Langsam der Morgentau versiegt;
    Doch mag ich gehn und wandern,
    So weit nur Lilien stehn,
    Ist keine vor der andern
    Mit höherm Schmuck versehn.

    ...
  • V.
    Viele Wochen sind entflohn,
    Seit ich Dich gesehen;
    Hab' auch lange Tage schon
    Keine Blum' gesehen!

    Keine Blumen und kein Lieb -
    Ach was soll das werden?
    Was soll aus dem Frühlingstrieb
    In mir innen werden?

    Zwar noch stets der Lenz...

  • IV.
    Nun in dieser Frühlingszeit
    Ist mein Herz ein klarer See,
    Drin versank das schwere Leid,
    Draus verdampft das leichtre Weh.

    Spiegelnd mein Gemüte ruht,
    Von der Sonne überhaucht,
    Und mit Lieb' umgießt die Flut,
    Was sich in dieselbe taucht.

    ...
  • III.
    Sitzt man mit geschloßnen Augen
    Einsam in dem dunkeln Zimmer,
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    Plötzlich roter Kerzenschimmer;
    Weiß ich doch, daß Sonnenstrahlen
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  • II.
    Durch's Frührot zog das Wolkenschiff
    vor einem hellen Frühlingstag,
    Als ich, ein träumend Schülerkind,
    im morgenstillen Felde lag;
    Ein Falter streifte meine Stirn,
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