• Wenn Nächtens du den kleinen Schuh
    Von deinem Füßchen streifest
    Und in die braunen Haare du
    Mit lichten Händen greifest,

    Um lächelnd vor dem Spiegel dann
    Dein Häubchen festzustecken:
    Fällt's dich nicht manchmal plötzlich an
    Wie heimliches Erschrecken?

    So daß du eilig...

  • Ich weiß ein Stübchen in der Dämmerzeit;
    'S ist wol zur Strafe meiner ärgsten Sünden,
    Daß ich es meiden muß, wenn's bläst und schneit,
    So eh' im Hause sie die Lichter zünden.

    'S ist alles still; im Ofen knistert's blos,
    Und vor dem Ofen hockt ein dunkles Kätzlein,
    Am Fenster sitzt die Händ' in seinem...

  • Wenn unverwandt an deinem Aug' ich hänge,
    In heilgem Ahnen streife dein Gewand,
    Dein Ohr mit leisem Schmeichelwort bedränge,
    Nicht lassen will aus meiner deine Hand:

    Dann sage nicht, daß ich in frühern Tagen
    Vor dir geliebt so manch ein schönes Kind,
    So manch ein Herz bethört mit gleichen Klagen,...

  • Auf meinen Wimpern liegt's wie Blei,
    Die müden Glieder schwanken,
    Im Knäul verworrner Träumerei
    Verenden die Gedanken.

    Der Tag war freudlos zugebracht,
    Drum vor dem Schlafengehen
    Wünsch' ich mir selbst zur guten Nacht,
    Im Traume dich zu sehen.

    All mein Erinnern werde...

  • Schau, noch steht das Fenster offen,
    Draus mein Lieb mit Mund und Hand
    Heut in der Früh, heut in der Früh
    Mir den letzten Gruß gesandt.

    Nun das Abendroth verdunkelt,
    Tritt sie nimmer in die Flur;
    Weit in die Welt, weit in die Welt
    Weinend sie von dannen fuhr.

    Und im...

  • Sie sagen All', du habest mich verlassen,
    Erlegen sei dein Mut dem langen Leid,
    Sie wispern's leis, sie schrei'n es auf den Gassen
    Und wünschen Glück zur neuen Zeit.

    Dein Vater schickt mir uns'rer Liebe Pfänder,
    Zerdrückte Brieflein und ein Bischen Gold,
    Vergessne Reime, halbvergilbte Bänder,...

  • VIEL Leute gehen morgens in die Stadt.
    So grambeladen sind die, daß sie nicht
    den Perlenglanz des Staubs am Wege sehen.
    Sie haben keine Zeit, stille zu stehen;
    sie sehen nicht die Blumen und das Blatt,
    das taubesprüht das Licht der Sonne bricht.
    So bin auch ich ein Sklave, und mein Gram
    liegt schwer auf...

  • NUN bist du nur ein Traum im Dämmerblau,
    ein weißer Blütentraum, so still und licht.
    Wie eine Blume blüht dein Angesicht
    durch dieser Nebelschleier Silbergrau.

    Ein Duft von Nelken zittert in der Luft,
    weht kühl durch diese bleiche Sommernacht.
    Ein Vogel ist vom Schlafe aufgewacht
    und lallt...

  • UND freudlos rinnen dir die Jahre
    in grauem Einerlei.
    Kein Kranz schmückt deine braunen Haare,
    dir blüht kein Mai.
    Und deine Kräfte, sie sind wie verschwendet,
    und deine Schönheit ist ein toter Schatz,
    und du, die in die Welt gesendet,
    um groß zu sein, du findest keinen Platz,
    der dir...

  • DAS ist der Herbst: die grauen Nebel brauen,
    und braune Blätter huschen durch das Grauen.
    Die Herbstzeitlosen stehn wie blasse Frauen,
    die sehnsuchtsmüde in die Ferne schauen.

    Und doch: wie Fäden, die in matter Seide schimmern
    — Fäden aus blassem Golde — glimmt ein Flimmern,
    durch dieses falbe Dämmern...