• [15] Die ersten Tage der Schöpfung.

    Da in des Weltengeist’s Gehirne
    Der Plan der Schöpfung unvollendet lag,
    Da neigte er die göttlich schöne Stirne,
    Und nieder sank – der erste Tag.

    5 Und goldne Sonnen kamen angezogen
    Und sprühten Licht und Segen um sich her,
    Und brausend wälzte seine dunkeln Wogen
    Das hohe, königliche Meer.

    [16...

  • Woher das Jauchzen dort auf jenen Traubenhügeln?
         Woher das Evan Evoe?
    Wem glüht die Wang’? wer ists, den ich in bunten Flügeln
         Den hohen Thyrsus schwingen seh?

  • Ein Römer, den sein Denkmal priese,
    Wenn ihn die Welt auch nicht mehr sah,
    Schuf eins, und mit ihm Paradiese,
    Als Architekt, am Abnoba.
    5 Hier sezt’s Hadrian in Thermen;
    Um bei altrömisch-deutschem Wein
    Sich nach vollbrachter Jagd zu wärmen,
    Und dann ein Menschenfreund zu seyn.

         Da, wo gereizte Nattern zischen,
    10 Wo schroffes...

  • Blut / Severino / blut! mit blute schreib ich dir /
    Im blute will ich auch den letzten abschied nehmen;
    Verachte nicht die hand / verschmäh nicht das papier /
    Ob schon die Schreiberin sich itzt vor dir muß schämen.
    Ich bin noch überall von deinem blut bespritzt /
    Ich habe deine hand durch meinen dolch getroffen /
    ...

  • Hab' ich's nun endlich, nun endlich gewagt!
    Trug's doch schon Wochen umher!
    Was ich gesprochen und wie ich's gesagt,
    Weiß ich ja selber nicht mehr.
    Laufe nur närrisch die Straßen entlang -
    Wenn deine Mutter das wüßt'!
    Summe und brumme den dümmsten Gesang:
    Hast mich geküßt, mich geküßt! ...
    ...

  • Eine Wiese, rings von Hügeln,
    Waldgekrönten, ernst umgrenzt
    Und ein Bach, den Felsen zügeln,
    Daß er weitgebreitet glänzt,

    Blumen, Blumen, wo man schauet
    Weit, so weit das Auge dringt
    Und Vergißmeinnicht, betauet,
    Himmelblau und goldgeringt;

    Dann ein Bild, Johannen...

  • Diß ist mein erster Kuß / den ich Favonie!
    Du schönes Menschen-Kind / auf deine Lippen setze.
    Du biß mein Paradieß / in dem ich mich ergötze /
    Nun bin ich wohl vergnügt / weil ich so feste steh /
    Und dencke weiter nicht / ob jene Angst und Weh /
    Durch Unglück meine Lieb / und ihren Lauff verletze.
    Wie hoch ich...

  • Ich sehe dich zum ersten mahle /
    Und muß das erste mahl von dir entzündet seyn.
    Dein schwarzes auge schlug mit einem lichten strahle
    Das feuer in mein herz hinein.
    Ich fühle schon die glut mir ins gesichte steigen /
    Die flammen werden sich gar bald in augen zeigen.

    Was hab ich / Celie / verbrochen /...

  • Ihr ersten Waldesblüten,
    Heut seid ihr mein, bis morgen,
    Doch morgen des Freundes.
    In eure offnen Kelche,
    Auf denen noch gestern der Schnee lag,
    Dringt warm der Hauch meiner Liebe.

    Wenn nun ihr andern, geschlossnen
    Euch öffnen werdet,
    Ob euch dann ein Hauch trifft
    Aus...

  • Wenn die ersten Veilchen blühn
    Ist die Rosenzeit nicht fern.
    Mädchenwangen rosig glühn,
    Trifft sie ein geliebter Stern.

    Scheitert an der Blicke Klippen
    Nicht der Mund zu bittrem Leid,
    Von den Augen zu den Lippen
    Ist es dann nicht allzuweit....