Ich sehe dich zum ersten mahle /

Ich sehe dich zum ersten mahle /
Und muß das erste mahl von dir entzündet seyn.
Dein schwarzes auge schlug mit einem lichten strahle
Das feuer in mein herz hinein.
Ich fühle schon die glut mir ins gesichte steigen /
Die flammen werden sich gar bald in augen zeigen.

Was hab ich / Celie / verbrochen /
Daß du den starcken blitz auff mich zuerst gericht?
Und welches ist die schuld / die du so hart gerochen?
Ich weiß von keiner sünde nicht.
Wie? soll die straffe mir vielleicht darum geschehen /
Daß dich / du götter-bild / ein mensch hat angesehen?

So muß ich durch den grimm verderben /
Wofern dein strenger sinn Dianen ähnlich ist.
Actäon sieht sie bloß / und muß deßwegen sterben;
Doch weil du eine Venus bist /
So dencke / diese läst mit feuer-heissen küssen /
Als sie Adonis sieht / den blick und frevel büssen.

Wer böse zauberey getrieben /
Dem wird das feuer sonst in rechten zuerkannt.
Ich weiß von solcher nichts. Ich wollte nur was lieben /
Und werde doch darum verbrannt.
Der richter / welcher mich so grausam will verdammen /
Schlägt selbst das feuer auff / und trägt das holz zusammen.

Ist ja dein eyffer nicht zu brechen /
Und wann die unschuld muß vor göttern schuldig seyn /
Wohlan! so will ich nicht dir / göttin / widersprechen;
Ich stelle mich zum urtheil ein /
Du wirst / wie Venus that / das blut-gerichte hegen /
Ich will Adonis seyn / und mich auffs feuer legen.
(Theil 1 S. 411-412)

Collection: 
1709

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