• Ihr, die in manchem Lied mich höret klagen,
         Die Seufzer hört, die einst mein Herz genähret,
         Als ich den Kelch des Jugendwahns geleeret,
         Wo noch in mir ein andres Herz geschlagen;

    5 Dem Unbestand der Reden und der Klagen,
         Wie eitles Leid und Hoffen mich bethöret,
         Wird der, dem Amor seine Macht bewähret,
         Verzeihung,...

  • Zum Krieg zu schwach, kann ich nicht Frieden finden,
         Ich fürcht’ und hoffe, frier’ und glüh’ im Brande,
         Zum Himmel flieg’ ich, schmacht’ im Erdenlande,
         Nichts haltend, möcht’ ich doch die Welt umwinden.

    5 Sie, die mich fesselt, will mich weder binden,
         Noch halten, noch auch lösen meine Bande —
         Mich flieht der Tod — des Lebens...

  • Wär’ ich, wo Phöbus Blum’ und Gras verzehret,
         Wär’ ich, wo vor ihm Eis und Schnee zerfließen,
         Da, wo sich seine Strahlen mild ergiessen,
         Da, wo er herkommt, dort, wohin er kehret;

    5 Wär’ ich vom Glück begünstiget, beschweret,
         Mag mir der Himmel lachen, sich verschließen.
         Mag Tag, mag Nacht, mag Dämm’rung mich umfließen,...

  • Wenn mit zwey glüh’nden Spornen mich der Wille,
         Und streng mit einem harten Zaum regieret,
         Wenn Angst ihn fort aus seinen Schranken führet,
         Daß sich zum Theil mein heißes Sehnen stille;

    5 Wenn er sie trifft, die durch des Busens Hülle
         Mein Herz sieht, wo sich Furcht und Muth gebieret,
         Wenn Amorn er im trüben Auge spüret,...

  • Wenn sie erscheinet unter andern Schönen,
         Und Amors Huld im schönen Antlitz zeiget,
         Dann, wie vor ihr sich jede Schönheit beuget,
         So wächst in mir das liebevolle Sehnen.

    5 Den Ort, die Stunde seegn’ ich dann mit Thränen,
         Wo meinem Blick dieß Wunder sich gezeiget.
         Ich sage mir, zum Dank das Herz geneiget,
         Geehrt bin...

  • Wohin sich nur mein müdes Auge kehret,
         Getrieben von der Sehnsucht Allgewalt,
         Zeigt Amor mir die liebliche Gestalt,
         Die ewig neu in mir die Wünsche nähret.

    5 Von edelm Schmerz scheint ihre Brust beschweret,
         Von frommem Mitleid scheint ihr Herz durchwallt,
         Und nicht bloß seh’ ich sie, ihr Ton erschallt,
         Ihr Seufzer...

  • Amor und ich, wir sehn mit süßem Grauen
         Nach ihr, als solche, die ein Wunder sehen;
         Sie lächelt, ihre Silberlaute wehen,
         Und sich nur gleicht sie, und nicht andern Frauen.

    5 Aus schöner Ruh der stillen Augenbrauen
         Quillt Licht und Gluth, wie aus des Himmels Höhen,
         Und wer sich will zu reiner Lieb’ erhöhen,
         Wünscht...

  • Es schweigen Erd’ und Himmel und die Winde,
         Das Wild, die Vögel sind vom Schlaf gebunden,
         Mit goldnen Sternen ist die Nacht durchwunden,
         Und schlummernd füllt das Meer des Bettes Gründe.

    5 Ich sehe, denke, glühe, klag’ und finde
         Vor mir den süßen Feind zu allen Stunden.
         Krieg ist mein Zustand, und des Herzens Wunden...

  • Wenn sie so sittig und mit sanftem Schritte
         Den zarten Fuß bewegt durch frische Wiesen,
         Dann öffnet sich der Blumen Kelch — sie sprießen
         Neuglänzend um der weißen Sohlen Tritte.

    5 Amor, der nur aus schöner Seelen Mitte
         Sich seines Reiches Bürger will erkiesen,
         Läßt solche Lust aus ihren Augen fliessen,
         Daß um...

  • Wenn ihre Augen sich zur Erde neigen,
         Wenn ihrer Sehnsucht Füll’ in Amors Händen
         Zum Seufzer wird, im Ton sich zu vollenden,
         Und klar und himmlisch meinen Schmerz zu beugen;

    5 Dann, fühl’ ich, ist nicht mehr mein Herz mir eigen,
         Und fühl’ in mir Gedank’ und Willen wenden —
         Dann ruf’ ich: Möcht’ ich jetzt mein Leben enden,...