Sonett 134

Wenn ihre Augen sich zur Erde neigen,
     Wenn ihrer Sehnsucht Füll’ in Amors Händen
     Zum Seufzer wird, im Ton sich zu vollenden,
     Und klar und himmlisch meinen Schmerz zu beugen;

Dann, fühl’ ich, ist nicht mehr mein Herz mir eigen,
     Und fühl’ in mir Gedank’ und Willen wenden —
     Dann ruf’ ich: Möcht’ ich jetzt mein Leben enden,
     Und süß betäubt empor zum Himmel steigen.

Doch durch den Wunsch, ihn mehr zu hören, bindet
     Der Zauberton von neuem mich ans Leben,
     Wenn ich mich heiß es zu verlassen sehne.

So leb’ ich denn — des Lebens Faden windet,
     Den des Geschickes Mächte mir gegeben,
     So auf und ab die himmlische Sirene.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

More from Poet

Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
     Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
     Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
     Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
 
Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
     Sah...

Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
     Bey Tag und Nacht zu mehr als tausend Mahlen —
     Hin kehr’ ich, wo ich sah die Funken strahlen,
     Die ew’ge Gluth im Herzen mir entzündet.

Dort find’ ich Ruhe — Wenn die Nacht verschwindet,
     Wie wenn...

Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
     Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
     Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
     Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

Und Hannibal, als nun sein Vaterland
     Das grause...

Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
     Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
     Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
     Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.

Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
     Wähnt’ ich — vielleicht daß mich...

Zum alten Kerker hat mich neu geführet
     Amor, mit der Verheißung Schmeichellaut,
     Den Schlüssel hat der Feindinn er vertraut,
     Ob deren noch mein Herz sich selbst verlieret.

Gefangen war ich schon, eh’ ichs gespüret,
     Doch floh ich aus der...