Sonett 132

Wenn sie so sittig und mit sanftem Schritte
     Den zarten Fuß bewegt durch frische Wiesen,
     Dann öffnet sich der Blumen Kelch — sie sprießen
     Neuglänzend um der weißen Sohlen Tritte.

Amor, der nur aus schöner Seelen Mitte
     Sich seines Reiches Bürger will erkiesen,
     Läßt solche Lust aus ihren Augen fliessen,
     Daß um nichts Seelger’s ich den Himmel bitte.

Und mit dem Blick, der in die Herzen dringet,
     Dem Gang, und ihrer Worte Reiz verbindet
     Sich der Geberden liebliches Verschweben.

Aus solcher Funken Zauberglanz entspringet
     Die große Gluth, die meine Brust entzündet,
     Die aufreibt und erhält mein irres Leben.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

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     Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
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Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
     Sah...

Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
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