Francesco Petrarca

  • Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
         Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
         Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
         Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
     
    5 Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
         Sah...

  • Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
         Bey Tag und Nacht zu mehr als tausend Mahlen —
         Hin kehr’ ich, wo ich sah die Funken strahlen,
         Die ew’ge Gluth im Herzen mir entzündet.

    5 Dort find’ ich Ruhe — Wenn die Nacht verschwindet,
         Wie wenn...

  • Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
         Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
         Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
         Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

    5 Und Hannibal, als nun sein Vaterland
         Das grause...

  • Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
         Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
         Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
         Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.

    5 Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
         Wähnt’ ich — vielleicht daß mich...

  • Zum alten Kerker hat mich neu geführet
         Amor, mit der Verheißung Schmeichellaut,
         Den Schlüssel hat der Feindinn er vertraut,
         Ob deren noch mein Herz sich selbst verlieret.

    5 Gefangen war ich schon, eh’ ichs gespüret,
         Doch floh ich aus der...

  • Auf, Amor! deine Hände mir zu reichen,
         Laß neu den müden Geist zum Himmel schweben,
         Um Sie zu singen, die mit Glanz umgeben,
         Jetzt lebet in des Himmels seel’gen Reichen.

    5 Laß, Herr, mein Lied ihr hohes Lob erreichen,
         Wozu nicht eigne Kraft...

  • So oft umweht des müden Schläfers Bette
         Laura, der heil’ge Schatten, daß ichs wage
         Und was ich leid’ und was ich litt, ihr klage,
         Was, weil sie lebt’, ich nie gewaget hätte.

    5 Mit einem Blick begann des Leidens Kette,
         Mit solchem Blick...

  • Die schönsten Augen und das himmlischhelle
         Glanzvolle Antlitz, und der Haare Wogen,
         Die ihren Reiz dem Gold, der Sonn’ entzogen,
         Der Mund, des Lächelns und des Wohllauts Quelle;

    5 Die Händ’ und Arme, die zu Amors Schwelle
         Sich zeigend schon...

  • Denk’ ich an ihn, der jetzt den Himmel ehret,
         Den holden Blick, des goldnen Hauptes Neigen,
         Die Engelsstimme, die die Sorgen schweigen
         Einst hieß, jetzt mir den letzten Muth verzehret,

    5 Dann wundr’ ich mich, daß noch mein Lehen währet;
         ...

  • O Tag, o Stund’, o letzter Augenblick!
         Grausame Sterne, mir zum Leid verbündet!
         O treuer Blick, was war’s, das du verkündet,
         Als ich auf ewig schied von meinem Glück?

    5 Jetzt fühl’ ich es, geöffnet ist mein Blick —
         Dort sagt’ ich mir, am...