Sonett 131

Es schweigen Erd’ und Himmel und die Winde,
     Das Wild, die Vögel sind vom Schlaf gebunden,
     Mit goldnen Sternen ist die Nacht durchwunden,
     Und schlummernd füllt das Meer des Bettes Gründe.

Ich sehe, denke, glühe, klag’ und finde
     Vor mir den süßen Feind zu allen Stunden.
     Krieg ist mein Zustand, und des Herzens Wunden
     Macht der Gedank’ an sie mir nur gelinde.

So fließt aus einer klaren Quelle Schooße
     Das Süß’ und Bittre, davon ich mich weide,
     So schlägt und heilet mich dasselbe Wesen.

Und nimmer zu entfliehn dem bangen Loose,
     Sterb’ ich, erwache neu zu Lieb’ und Leide,
     Und keine Hoffnung blüht mir, zu genesen.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

More from Poet

Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
     Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
     Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
     Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
 
Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
     Sah...

Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
     Bey Tag und Nacht zu mehr als tausend Mahlen —
     Hin kehr’ ich, wo ich sah die Funken strahlen,
     Die ew’ge Gluth im Herzen mir entzündet.

Dort find’ ich Ruhe — Wenn die Nacht verschwindet,
     Wie wenn...

Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
     Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
     Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
     Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

Und Hannibal, als nun sein Vaterland
     Das grause...

Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
     Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
     Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
     Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.

Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
     Wähnt’ ich — vielleicht daß mich...

Zum alten Kerker hat mich neu geführet
     Amor, mit der Verheißung Schmeichellaut,
     Den Schlüssel hat der Feindinn er vertraut,
     Ob deren noch mein Herz sich selbst verlieret.

Gefangen war ich schon, eh’ ichs gespüret,
     Doch floh ich aus der...