• [40] Lied

    In einem kühlen Grunde,
    Da geht ein Mühlenrad,
    Meine Liebste ist verschwunden,
    Die dort gewohnet hat.

    5 Sie hat mir Treu versprochen,
    Gab mir ein’n Ring dabei,
    Sie hat die Treu...

  • [170]       Lied der Gehenkten.

                             Villon’s Epitaph,
    als er nebst Etlichen zum Galgen verurteilt war.

    O Mensch, o Bruder, machst du hier einst Rast,
    verhärte nicht dein Herz vor unsrer Pein;...

  •      Als meine Großmutter die Lise behext,
    Da wollten die Leut sie verbrennen.
    Schon hatte der Amtmann viel Dinte verklext,
    Doch wollte sie nicht bekennen.

    5      Und als man sie in den Kessel schob,
    Da schrie sie Mord und Wehe;
    Und als sich der schwarze Qualm erhob,
    Da flog sie als Rab’ in die Höhe.

         Mein schwarzes, gefiedertes...

  • [183] Lied des James Monmouth

    Es zieht sich eine blutige Spur
    Durch unser Haus von Alters,
    Meine Mutter war seine Buhle nur
    Die schöne Lucy Walters.

    5 Am Abend war’s, leis wogte das Korn,
    Sie...

  • [168]

              Lied des vogelfreien Dichters.

     Nach François Villon.

    Ich sterbe dürstend an der vollen Quelle;
    ich, heiß wie Glut, mir zittert Zahn an Zahn.
    Frostklappernd sitz’ich an der...

  • [50]
     LXXXIV.
    Lilie hat der Zungen Zehne;
         Doch es schlägt die Nachtigall,
    Und da schweigt sie vor Entzücken
         Und zum Dufte wird ihr Schall.

  • Das ist Herr Ludwig von Baierland,
    Desgleichen giebt es wenig;
    Das Volk der Bavaren verehrt in ihm
    Den angestammelten König.

    5 Er liebt die Kunst, und die schönsten Frau’n
    Die lässt er portraitiren;
    Er geht in diesem gemalten Serail
    Als Kunst-Eunuch spazieren.

    Bei Regensburg lässt er erbau’n
    10 Eine marmorne Schädelstätte,...

  • Dir · du sehr Schöne sehr Milde ·
    Die mich zur helle geweiht –
    Engel! unsterblichem bilde
    Gruss in unsterblichkeit!

    5 Sie breitet sich hin durch mein leben
    Wie salzgetränkte luft.
    Dem unersättlichen streben
    Bringt sie des Ewigen duft.

    [...

  • Entsteigst du dem himmel oder den nächtlichen schlünden ·
    O schönheit? dein blick zugleich höllisch und göttlich rein
    Giesst durcheinander die wolthaten aus und die sünden –
    Und deshalb magst du dem weine verglichen sein!

    5 Du hast deinen blick vom morgen- und abendstrahle ·
    Du schüttelst düfte wie eine gewitternacht ·
    Dein kuss ist ein filter und...