Nach François Villon.
Ich sterbe dürstend an der vollen Quelle;
ich, heiß wie Glut, mir zittert Zahn an Zahn.
Frostklappernd sitz’ich an der Feuerstelle,
in meinem Vaterland ein fremder Mann.
Nackt wie ein Wurm, geschmückt wie Tamerlan,
lach ich in Thränen, hoffe voller Leid
und schöpfe Trost aus meiner Traurigkeit,
ein Mann voll Macht, ein Mann in Acht und Bann,
und meine Not ist meine Seligkeit:
ich, hoch geliebt, geflohn von Jedermann.
Nichts ist mir sicher als das nie Gewisse
und dunkel nur, was allen Andern klar,
und fraglich Nichts als das für sie Gewisse,
denn nur der Zufall meint es mit mir wahr.
Gewinner stets, verspiel’ich immerdar;
mein Frühgebet: Gott, mach den Abend gut!
Im Liegen vor dem Fallen auf der Hut,
bin reich ich, der ich nichts verlieren kann,
und hoff’ auf Erbschaft, ich, ein rechtlos Blut –
ich, hoch geliebt, geflohn von Jedermann.
Nichts macht mir Sorge als mein bös Begehren
nach Glück und Gut, doch pfeif ich drauf zumeist.
Wer auf mich schimpft, thut mir die größten Ehren;
der Wahrste ist, wer mich mit Lügen speist.
Mein Freund ist, wer mir klipp und klar beweist:
ein grauer Kater ist ein bunter Pfau.
Und wer mir schadet, lehrt mich: du, Dem trau!
Wahrheit, Lug-Trug, mir Alles Eins fortan;
begreif ich’s nicht, behalt ich’s nur genau!
ich, hoch geliebt, geflohn von Jedermann.