Richard Dehmel

  • Ich will nicht immer küssen;
    ich will nur fühlen, du bist mein!
    Und wenn du noch viel nackter wärst,
    ich würde lieber zu Stein,
    als heut dich küssen.

    Gieb mir die stillste Stille,
    die du geben kannst.
    ...

  • Ich habe dich Gerte getauft, weil du so schlank bist
    und weil mich Gott mit dir züchtigen will,
    und weil eine Sehnsucht in deinem Gang ist
    wie in schmächtigen Pappeln im April.

    Ich kenne dich nicht - aber eines Tages
    wirst du im...

  • Ich bin arm, du bist reich,
    darum bau ich dir ein Schloß
    aus meinen purpurnsten Träumen.
    Das steht am grauen Nordseedeich,
    wo die funkelndsten Wellen schäumen.

    Denn unsre Liebe ist so groß,
    daß die ganze Welt mir ein...

  • Hab ich schon mit dir gespielt,
    als wir Kinder waren,
    scheu um Nachbars Ecke geschielt
    nach deinen flirrenden Haaren?

    Wenn mich nur dein Atem streift,
    fühl ich uns durchs Haidekraut springen;
    wenn mich deine Hand...

  • Du mußt nicht meinen,
    ich hätte Furcht vor dir.
    Nur wenn du mit deinen
    scheuen Augen Glück begehrst
    und mir mit solchen
    zuckenden Händen
    wie mit Dolchen
    durch die Haare fährst,
    und mein Kopf...

  • Du gehst nie von mir,
    ich bleibe bei dir;
    denn du bist in mir
    fern wie nah.

    In jedem Herzschlag,
    der mich belebt,
    bist du's, die mit mir
    durchs Leben strebt.

    Mit jedem Atemzug,
    ...

  • Die Wolken leuchten immer noch,
    die dunkeln Blätter zittern sacht;
    ich bin im Grase aufgewacht,
    o kämst du doch,
    es ist so tiefe Mitternacht.

    Den Mond verdeckt das Gartentor,
    sein Licht fließt über in den See,...

  • Der erste hat mir einen Schmuck geschenkt,
    einen Schmuck aus Perlen, der eine kleine Stadt wert ist,
    samt den Denkmälern und der Kirche,
    dem Rathaus und der Steuerkasse.

    Der Zweite hat mir Verse gemacht.
    Er hat gesagt, ich sei...

  • Zitternd bin ich aufgesprungen,
    glühend, mit dem Tageslichte,
    dir zu singen die Gedichte,
    die ich dir im Traum gesungen.

    Nie ertönte Innenklänge,
    zauberzarte, weiche, milde;
    nie vernommne, heiße, wilde,
    ...

  • Wie das Meer
    ist die Liebe:
    unerschöpflich,
    unergründlich,
    unermeßlich:
    Woge zu Woge
    stürzend gehoben,
    Woge um Woge
    wachsend verschlungen,
    sturm- und wetter-geberdig nun,...