• Pflückt des Lebens frische Blume,
    Schwärmt des Sommers Rest hinab,
    In des Herzens Heiligthume
    Betet wie an Christus Grab;
    Denn des Höchsten höchster Orden
    Heißt: du bist ein Mensch geworden.

    Seid gegrüßt, ihr habt verstanden,
    Was gemeint des Dichters Wort -
    Schwebt das Herz in...

  • Sieh, es naht mir schon das Alter,
    Doch mein Lieben blieb so jung,
    Längst verblich der bunte Falter,
    Kräftig blieb der Flügel Schwung.

    Oede sind der Freude Hallen,
    Wo ich schwärmte. Ach, du weißt,
    Jugend möchte gern gefallen,
    Was man so gefallen heißt.

    Halbe Zeit...

  • Ob Morgenglanz die Welt umfängt,
    Ob Sternenmantel drüber hängt,
    Ob sie erglüh' im Mittagsschimmer,
    Des Herzens Glut erlöschet nimmer.

    Ob Sturm die dunklen Wolken jagt,
    Und Bergen gleich die Woge ragt,
    Des Herzens Wellen höher steigen,
    Sich tiefer seine Wolken neigen.
    ...

  • Als wir uns jung und unverhofft gefunden,
    Von Blüten überschneit im Wonnemai,
    Hat unser süß berauschtes Herz empfunden,
    Daß ohne Liebe hier kein Leben sei.

    Du gabst die erste Gunst; kein Widerstreben, -
    Und meine Lippe sog der Seele Kuß,
    Da warf die Zeit uns Schatten in das Leben,
    Und um die...

  • Ohne Liebe! armes Leben,
    Ohne Freude, ohne Qual!
    Keinen Lohn für alles Streben
    Gibt der langen Monden Zahl!

    Bleiern lasten die Secunden
    Auf des Busens öder Nacht,
    Keine Seele zählt die Stunden,
    Bis der Abendstern erwacht.

    Gleich den kühlen Salamandern
    ...

  • Was die Menschen sagen,
    weiß ich alles schon,
    aber was sie tragen,
    flüstert kaum ein Ton.

    Und es ist doch Liebe,
    was zusammenhält,
    die sonst sinnlos bliebe,
    diese wirre Welt.

    Aus: Richard von Schaukal Gedichte...

  • Nur die Liebe, die im Herzen lebt
    und sich unerschöpflich draus ergießt,
    also daß es bebend überfließt
    und im Spiegel ihres Stromes schwebt,

    nur die Liebe, die sich nie erfüllt
    und vergebens Ewigkeit ersehnt,
    ist das Band, das sich hinüberdehnt,
    wo sich einmal aller Sinn enthüllt....

  • Liebe blüht und reift gleich einer Frucht,
    ihrem Stamm und ihrer Art getreu:
    sie gedeiht in stiller Eigensucht
    sich zu Lust und Leiden ohne Reu.

    Weh ihr aber, wann sie wahnentbrannt,
    statt sich darzubringen, fordern mag,
    von der eignen Fülle weggewandt,
    andern lauschen will als ihrem Schlag...

  • An Fanny

    Laß mich dir den fernen Tag beschwören,
    dessen Stunden uns allein gehören!

    Wieviel Jahre sind seitdem vergangen,
    als wir unser Leben angefangen!

    Siehst den See du noch, den, tief...

  • Mein Gott, gewähr mir Eines,
    ich bitte sonst um nichts:
    im Glanz des ewgen Lichts
    flackert verstört mein kleines.

    So fleh ich tausendmal:
    Erhalt mir meine Qual,
    laß mich in meiner Pein
    vor Liebe selig sein!

    Aus:...