Richard von Schaukal

  • Sonntag war's. Wir gingen durch das Korn,
    wo verborgen blaue Blumen brannten.
    Ob sie deinen Blick zu Boden bannten?
    Unsichtbare Grillen sangen vorn.

    Folgten wir dem lockenden Getön?
    Was ich zu dir sprach, hab ich vergessen...

  • Sonne schien wie heute hell,
    da wir - ist es schon so lange? -
    zwischen Halmen schritten. Bange
    war das Herz und schlug uns schnell.

    Aber als wir Hand in Hand
    legten, still zurückzugehen,
    sahn wir erst ihr...

  • Halt ich im Arm dich wie einst?
    Haucht mir wie damals die Wange
    zärtlich dein Atem im Flug?
    Der ich dich Feinste umfange,
    wie du mein Eigen mir scheinst,
    lieblich schwindender Trug!

    Schimmert mir duftig dein...

  • O süße Sehnsucht, holdes Leid,
    im Herzen dein Flattern und Drängen!
    Ich glätte darüber mein Alltagskleid,
    die Flügel dir zu zwängen.

    Da willst aus meinen Augen dich,
    Gefangene, ergießen:
    Geliebte, lächelnd laß...

  • Wie volle weiße Maienblüten,
    rund und mit rosigen zarten Spitzen,
    sind deine jungen Brüste, Geliebte.

    Über dem schmalen geschmeidigen Leibe
    stehen sie hoch und reifen schwellend,
    süße Granaten am biegsamen Stamme.
    ...

  • Deine Augen in Tränen, kleine Frau,
    sind wie der Enzian im Tau.

    Deine Augen, wenn sie lachen und blitzen,
    sind sonnenfunkelnde Berberitzen.

    Dein Mund, wenn er Alltagsdinge erzählt,
    ist ein Rothengst, der im Geschirr...

  • Ich hab dich lieb. Warum? Warum?
    Weil es hat müssen kommen.
    Ich schau mich nicht nach Gründen um.
    Weil ich dich lieb hab, Kind, darum
    hab ich dich mir genommen.

    Und wehrtest du dich gegen mich
    auch trotzig mit...

  • Mai

    Pierrot und Colombine
    oder
    Das Lied von der Ehe
    1902

    Dem Geiste des Watteaus in Andacht
    ...

  • Als ich dich liebte, damals, o wie war
    voll Duft und Glanz dein flockenleichtes Haar,
    wenn meine Finger selig es durchbebten!

    Ich weiß nicht mehr, ob deine Augen blau
    wie früher leuchten, kleine Frau,
    als sie im Lichte...

  • Manchmal mein ich es zu halten
    mitten in der Nacht,
    was in wechselnden Gestalten
    mich so selig macht.

    Und es ist mir dann am Tage
    unter meinem Kleid,
    dass ich etwas an mir trage,
    das von Ewigkeit....