Liebe blüht und reift gleich einer Frucht,
ihrem Stamm und ihrer Art getreu:
sie gedeiht in stiller Eigensucht
sich zu Lust und Leiden ohne Reu.
Weh ihr aber, wann sie wahnentbrannt,
statt sich darzubringen, fordern mag,
von der eignen Fülle weggewandt,
andern lauschen will als ihrem Schlag!
Der ihr gnädig sonst, der Gott, vergibt
zürnend nimmer solche Ungebühr,
und er züchtigt, die um Liebe liebt,
hart als ihr Entgelt mit Haß dafür.
Aus: Richard von Schaukal Gedichte
Pierrot und Colombine oder das Lied von der Ehe
Junge Sehnsucht / Einkehr/ Herbsthöhe / An der Schwelle
Albert Langen Georg Müller München Wien 1967