• Lieder an einen fahrenden Ritter

    I.
    Du bist mein Prinz aus der Märchenwelt,
    Der zur Dornenrose gekommen,
    Doch hast du von ihrem Haupte nicht
    Den Zauberbann genommen.

    Wohl...

  • Die Glocken rufen um Mitternacht;
    Die Sehnsucht ist großäugig aufgewacht
    Und redet sacht.

    Sie wandert in Nächten und ruht am Tag -
    Ihr Herz hat einen fiebernden Schlag,
    Daß ich tief erschrak.

    Sie ist wie ein irregewandertes Kind -
    Um die Stirn trägt sie ein Dornengewind,...

  •  

    Das Schöne, selig ist es
    in sich selbst. (Mörike)

    Die Schönheit hat ihre Götteraugen
    Funkelnd, schimmernd der Welt geöffnet -
    Daß ihr...

  • Wie warmer Frühlingssturm
    Ueber Bergland wandelt
    Und Blumen
    Aus weichem Boden emporküßt:
    Also weckt mein Kuß
    Dein Empfinden
    Aus dunklem Herzensboden empor,
    Und es wächst mir entgegen.
    Der Kuß
    Ist die Sonnennähe der Gottheit,
    Und seine heilige Gluth
    Schmilzt...

  • Es glüht die Welt so mondlichtloh,
    Und meine Geige jubelt froh,
    Mein Herz brennt so.

    Sie ruft und bittet durch die Nacht,
    Da sind zwei Schwarzaugen aufgewacht,
    Ein Mündlein lacht.

    Es fliegt ein süßer Duft vom Rain.
    Mich ladet die Au im Sternblumenschein
    Zum Lager ein...

  • Von leise welkendem Geäst verhangen
    Ist nun der Pfad auf meiner wilden Heide;
    Die dürren Zweige rascheln auf wie Schlangen
    Und ringeln sich an meinem wall'nden Kleide.

    Und drüben schlummern alle reichen Gärten,
    Verdämmert liegt der Weg durch Land und Wiese,
    Gleichwie: im Nebel tiefverlorne Fährten...

  • Mir ist die Seele zum Zittern voll
    Von wilden Accorden in Dur und Moll
    Und Melodieen -

    Vom armen Garten hinter dem Haus,
    Da fragt der April in die Welt hinaus
    Mit Schwalbenrufen -

    Ein knospender Busch rührt mir an die Stirn,
    Zwei Schlehenblüten zarttaumelnd irr'n
    Von...

  • Es war in solchen sommerjungen Tagen,
    Wo Seligkeit in allen Pulsen drängt,
    Und was die Bäume knospend einst getragen,
    Hingebend reif in allen Zweigen hängt.

    Wir waren weit vom Schloß ins Land gegangen,
    Auf fremden Wegen, die ich nicht mehr weiß, -
    Auch unsre Sehnsucht reifte zum Verlangen,
    ...

  • Und wieder ist ein Tag ins Nichts gegangen;
    Der Tauwind raunt und redet durch die Nacht,
    Die von bewegten Wolken wild umhangen,
    Mit großem Mondblick fragend ist erwacht.
    Sie hat in mir ein Heimweh, ein Verlangen,
    Wie eine Gottesflamme hoch entfacht
    Nach etwas Ungeahntem, Wundervollen,
    Nach etwas, das ich...

  • Draußen rüttelt an dem starken Riegel,
    Rüttelt an der Pforte Früh-Lenzwind,
    Als entriß er heimlich gern das Siegel
    Von den Wundern, die verschlossen sind.

    Spiele mit den Wolken, flieg durch Sterne,
    Küsse die erwachenden Syringen,
    Strebe in die sehnsuchtoffne Ferne
    Jauchzend auf den lieben...