• Freude ward als sel'ges Erbteil mir gegeben,
    Engel warfen sie von Gottes Hochaltar
    Jauchzend einst hernieder in mein knospend Leben,
    Als ich jung und ihrer noch nicht würdig war.
    Freude sang der Sonne tausend Liebeslieder,
    Wenn ich Rosen auch noch unter Dornen fand,
    Freude ging und kam mir immer, immer wieder,...

  • Wenn wir einmal der Sünden Sünde fänden
    Und trügen sie herbei von Haus zu Haus,
    Wir würden fremd ihr oft ins Auge blicken
    Und staunend fragen: "Also siehst du aus?"
    Mißtönend würde ihre Stimme klingen,
    Auch da, wo Gutes unter uns geschah,
    Und auch an Stätten würden wir sie finden,
    Die unser Auge einst...

  • Wenn du in unsrer Brust die Glocke schwingst,
    Du, die wir hier auf Erden Liebe nennen,
    Und deine goldnen Sonnenlieder singst,
    Die wir beim ersten Flüsterlaut erkennen,
    Wir spannen über dich das Himmelszelt
    Und nennen dich die Königin der Welt!

    Doch wenn die Güte, dein geliebtes Kind,
    An...

  • Kein Liebeszeichen mehr, wenn ich gestorben,
    Kein einzig Blümlein legt mir auf den Sarg;
    Was soll damit die kalte schwarze Erde,
    Die schon zuviel des Irdischen uns barg!

    Was ihr an Liebe bergt, schenkt es mir heute,
    Dann wandelt sich's in Farbe, Glanz und Duft,
    Wird Keim und Blüte, Frucht und reife...

  • Meine Sehnsucht gleicht dem Meere,
    Kommt und geht im Kreis der Stunden,
    Immer wieder hat die Welle
    Ihren Weg zu mir gefunden.

    Sah ich auch, wenn ich gerungen,
    Um im Sturme dann zu siegen,
    Nur als bleichen fernen Streifen
    Sie am Horizonte liegen. —

    Immer wieder, leise...

  • Ich hin der Wind, der deine Stirne kühlt,
    Ich bin die Welle, die dich lind umspült,
    Ich bin der Morgen, der dir Rosen bringt,
    Ich bin der Vogel, der in Schlaf dich singt.

    Ich bin dein Leid, dein Glück, dein Weib, dein Kind,
    Ich bin, was dir Millionen sonst nicht sind,
    Kraft deiner Arbeit, deiner Muße...

  • Geliebter, alles hab' ich dir gebracht, —
    Du weißt es ja, in deine treuen Hände
    Hab' ich die zarten Blüten still gelegt;
    Wir wußten nicht, ob sich die Frucht vollende.

    Nun ist sie reif und du bist mir so fern,
    Und immer ferner rückst du meinem Leben,
    Die Schale halt ich zitternd in die Luft,...

  • Ich steh' mit aufgehobnen Händen
    Die Sonne mir herabzuflehn,
    Ich darf die Zeit nicht mehr verschwenden,
    Ich muß den Frühling wiedersehn.
    O gib ihn, gib, die Stunden schwinden
    Und jede mag die letzte sein,
    Durch Blüten möchte ich ihn finden,
    Den Weg ins fremde Land hinein.

    Schon...

  • Meine Seele ist ein Sonntagskind,
    Liebt die goldig blauen Frühlingstage,
    Liebt den leichtbeschwingten Morgenwind
    Und der Nacht geheimnisvolle Klage.
    Meine Seele weiß geheimen Weg,
    Den die Tatenfrohen hier nicht kennen,
    Schwankend glitt sie über manchen Steg,
    Den die Klugen nie mit Worten nennen....

  • Oft geht ein Flammen durch die Nacht,
    Mit Worten kaum zu nennen —
    Wie Sehnsucht dann in mir erwacht
    Nach Sonne und nach Schönheitspracht,
    Nach Tönen, nicht ersterbend sacht,
    Nein, brausend, wie Gewittermacht —
    Nach Lebensfülle, heißem Blut!
    Es ist, als müßt' ich an der Glut
    Der Sehnsucht...