• [1]
                       Chamounix[1] beym Sonnenaufgange

                                  (Im Mai 1791)

    La Terra, il Mare, le Sfere
    Parlan del tuo potere

    METASTASIO

    ...
  • [91] Chloe.

    Ja, Chloe, wenn du bey mir bist,
    Was auf der Welt nur reizend ist,
    Hab ich alsdenn gesehn:
    Allein umringet ohne dich,
    5 Der ganzen Erde Schönheit mich,
    So ist mir doch nichts schön.

  • [60] Chloe im Bade.

    Ich habe Chloen im Bade gesehn,
    Sie war – – wie sehr war sie nicht schön!
    Sie stand wie eine der Göttinnen da,
    Die Paris auf dem Ida sah.

    5 Wie eine Lilje im reinen Crystall,
    So...

  • [119] Cupido.

    Stellt mir der weise Lisidor
    Den Gott der Liebe schrecklich vor,
    Mit schweren fürchterlichen Pfeilen,
    Wovon die Wunden selten heilen:
    5 So irrt er sich,
    Glaubt er, ich fürchte mich.

    ...

  • Daß das Weib sich nicht beklage
         Ueber Unbeständigkeit;
    Daß die Männer wankend werden
         In der Liebe, mit der Zeit.
    5 Blickt umher in der Natur:
         Alles ew’ger Wechsel nur,
    Muß der Mann in dieser Spur
         Nicht auch gehen? Seid gescheidt!

    Seht Ihr Wind und Wolken gehen?
    10      Ebb’ und Fluth im ew’gen Meer?
    ...

  • Als noch nach Meg ich seufzte schwer,
    War sie ein Engel, hold und hehr,
    Seit wir verehlicht – fragt nicht mehr –
         Da liegt der Hund begraben. –
    5 Meg war so weich wie Frühlingswind,
    Ein so natürlich, liebes Kind –
    Doch Klüg’re schon betrogen sind –
         Da liegt der Hund begraben. –

    Wie wir jetzt leben, Meg und ich,
    10 Wie wir...

  • [14] Damon und Doris.

    Doris.
    Geh Damon, sahst du nicht, wie jener Schmetterling
    Die junge Rose dort boshaftig hinterging?
    Kaum küßt er sie, so fliegt der Schalk zu andern Rosen!
    Sprich, wenn du von mir...

  • Das Auge voll Thränen, das Herz voller Weh,
    Nur Schmerz, keine Freude, wohin ich auch seh’;
    Verlassen und einsam – den Freund ich verlor
    Und die Stimme des Trostes klingt nie in mein Ohr.

    5 O Lieb’, Du hast Wonnen – tief hab’ ich geliebt!
    O Lieb’, Du hast Schmerzen, die tief mich betrübt,
    Nun will mir verbluten das Herz in der Brust,
    Es ist...

  • [41]
             Das Bild der Sehnsucht.

    Süsses Bild, das mir mit leisem Sehnen
    Herz und Sinn, und Geist und Auge füllt!
    Reine Quelle meiner stillen Thränen,
    Nie vergessnes, immer nahes Bild!

    5...

  • Wer hellt mit sanftem Tagesschein
    des Lebens düstre Wüsteneyn? –
    Wem dank’ ichs, daß nach trüber Nacht
    der Freude Blick mir wieder lacht? –

    5      Dir, Götterfunken! dir Genie!
    dir beug’ ich dankend meine Knie! –
    Ein Stral von dir in Wüsteneyn
    streut Blumen hin auf Fels und Stein.

         Dein kühner Flug strebt himmelauf,
    10 durch...