•   Warum ach kann ich nicht zu dir gelangen!
    Wie nah du bist, es führt kein Weg zu dir,
    Wie nah du bist, du bist doch fern von mir,
    Ich halte dich und hab dich nicht umfangen.

    Was meine Sinne je von dir errangen,
    Das ist ein Teil von dir, das bist nicht du,...

  •   Warum verfolgst du mich mit deinen Blicken
    Und ängstigst mich mit ihrem stummen Flehn?
    Ich fürchte mich, dich wieder anzusehn,
    In ihren Bann mich tiefer zu verstricken.

    Schon ward es Zeit für mich, dich wegzuschicken;
    Es ist spät in der Nacht, gehst du nicht...

  •   Was schwärmerische Wünsche uns verkünden,
    Es war ein Wahn weltflüchtiger Propheten,
    Daß nicht vergebens sehnlich wir erflehten,
    Einst zu erwachen ohne Leib und Sünden,

    Daß unser Geist, die Liebe zu ergründen,
    Geläutert wird ins Reich der Wahrheit treten,...

  •   Beirrt vom kalten Geiste der Erfahrung,
    Der mit des Zweifels Pein die Seele plagt,
    Hab ich mir deine Nähe lang versagt,
    Und nahm vor dir mein Auge in Verwahrung.

    Aus deinem Anblick schöpft die Liebe Nahrung;
    Ich sehe dich, der Glaube kehrt zurück,
    ...

  •   Wenn deine Hände sich um meine legen,
    Nimmst du zu eigen mich in solche Haft,
    Daß meines ganzen Lebens Halt und Kraft
    Entschläft in diesem zärtlichen Umhegen.

    Von innen aber zückt ein neu Bewegen;
    Erglommen heiß in der Berührung Rausch,
    Fühl ich zu...

  •   Wenn durch mein dunkles Innere die wilde,
    Ingrimmig tobende Verzweiflung braust,
    Zertrümmernd blindlings mit geballter Faust
    Des Glaubens leichtumhegte Traumgebilde,

    Da fällt dein Blick mit seiner tiefen Milde,
    Dein sanftes Wort so licht in meine Qual...

  •  
    Wenn Frühlingswärme mit dem linden Weste,
    Der kosend um erwachte Knospen webt,
    Die Brust der jungen Erde schwellend hebt,
    Verschwenderisch, als reichbeschenkte Gäste,

    Lädt sie uns ein zu ihrem Liebesfeste.
    Und gläubig öffnet sich, an Hoffnung reich...

  •   Wie einen Vorwurf fühl' ich deine Klage,
    Daß freudenlos und karg das Leben sei,
    Das du vollbringst, ein traurig Einerlei
    Von dumpfer Ruhe und erneuter Plage.

    Und wieder stell ich mir die bange Frage,
    Was ich mit meiner Liebe geben kann;
    Und Leid und...

  •   Willst du erlöschen, Flamme, die du Beiden
    Ein Reich der Träume vorgezaubert hast?
    Die Träume schwinden hin, das Bild verblaßt,
    Das sie in königlichen Purpur kleiden.

    Das Bild und ihn – nun lern ich unterscheiden!
    Der Purpurmantel fällt, ein fremder Mann...

  •  
    Wir leben beide in verschiednen Welten;
    Beschaulich meine, stillem Garten gleich,
    Die deine lärmend und gefahrenreich,
    Ein Markt, umtobt von Feilschen, Drohen, Schelten,

    Wo alle ränkevollen Künste gelten.
    Dort seh ich dich gewandt und siegreich...