Wie einen Vorwurf fühl' ich deine Klage

  Wie einen Vorwurf fühl' ich deine Klage,
Daß freudenlos und karg das Leben sei,
Das du vollbringst, ein traurig Einerlei
Von dumpfer Ruhe und erneuter Plage.

Und wieder stell ich mir die bange Frage,
Was ich mit meiner Liebe geben kann;
Und Leid und Lust, die ich dir angetan,
Leg ich noch einmal prüfend auf die Wage.

Doch wägend bin ich Ärmste schon betrogen;
Das Leid ist schwer, das Glück ist federleicht:
Wie wird da nach Gerechtigkeit gewogen?

Nicht wäge denn, was kostbar ist und selten,
Den Augenblick des Glücks, der Perlen gleicht -
Die herrlichsten, mein Freund, sind die gezählten.

Collection: 
1908

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