• O bunte Lippen zärtlicher als Flöten,
    Herabgebogen wie Gebüsch zur Winterszeit!
    Ihr habt mich aus dem Staub der Morgenröten
    Vorausgeschleudert in die Ewigkeit.

    O Druck der Finger, Druck verschlungner Hände
    Auf dem erglühten Teppich meiner Haut!
    Von meinen Lippen lodern goldne Brände,
    Du bist...

  • War es ein Traum, war's Wahrheit, diese Zeit?
    Doch wie mir alles dies das Herz verbrannte
    bog ich mich aufwärts in die Ewigkeit,
    bis ich den Sinn der Liebe ganz erkannte.
    Du warst die Liebe - ich war nur dein Kleid,
    du träumtest mich, wie einen Traum, den Dante
    durch Höllen wandelnd schrieb für Beatrice....

  • Und so vergaß ich es doch - oh dürfte ich ganz es vergessen
    aber lebendiger rührt stündlich den Träumer der Traum.
    Ist es denn wahr, daß wir einst wie Kinder die Wiesen durchstreiften
    Finger in Fingern verflochten? Sieh, meine Hände sind leer.
    Oh wie blühte das Haus, wie war es ein Garten des Lebens
    Tröstend und kindlich...

  • Wie der Jahre bekränzte Fülle das Auge mir blendet!
    wie schon trägt mir die Hand leichter das harte Gewicht.
    Jüngling war ich, es hing die Stirne dem schwärmenden Kinde
    allen Schmerzen zum Spiel schwer zur Erde hinab.
    Aber gealtert schüttelt die Seele den Schwänen vergleichbar
    ihr Gefieder und strebt wieder zum Lichte hinauf....

  • Die Wiese liegt golden geschmückt,
    die Schwalben, die Lerchen sind wach.
    Und über den plaudernden Bach
    stehn lachende Mädchen gebückt.

    Wie duften der Wald und der Wind,
    die Nüsse, die Küsse, der Wein.
    Die singende Mutter wiegt ein
    ihr holdes ihr goldenes Kind.

    Das...

  • Da trank ich - wie drängte den Lippen sich's zu
    den lieblichsten Rausch und es ließ mir nicht Ruh,
    da küßt ich - wie war ich zu küssen bereit -
    da küßt ich die Küsse der goldenen Zeit.
    So haltet, so halte noch, eh sie enteilt
    die liebliche Stunde, die tötet und heilt,
    daß hold an die Brust eine Freundin euch zieht,...

  • Nein, ich vergaß nicht den Tag, ich vergaß nicht die atmende Stunde,
    rollten auch Jahre dahin, ewig noch blutet das Herz.
    Ach wie vergeß ich es je, den fernen Ruf der Patrouille
    und dein betrachtendes Antlitz schweigsam und redend zugleich.
    Uns umarmte die blühende Wiese, denk es, o Seele,
    wie ein arkadisches Echo schwillt es...

  • Heilig geheimes Gesicht!
    Runen, der schweigenden Stirne eingegraben!
    Die aus dem Brunnen der Lieb getrunken haben,
    halten in schützender Hand ein flackerndes Licht.

    Oh wie nahe der Haß!
    Nahe der Liebe! Schwankende Schale der Tage!
    Süße Schale - bitteres Glas der Klage!
    Tau im Frühling!...

  • Und ich weiß: auch dies muß enden
    dunkler Nächte Glut und Kuß,
    daß ich aus geliebten Händen
    unruhvoll mich reißen muß.

    Daß ich wieder wandern werde,
    halb beseligt, halb bedrückt,
    fort von euch und von der Erde,
    wenn der Herbst die Wälder schmückt....

  • Ein Taubenpaar entschwirrt der goldnen Frühe,
    Es lockt ins Licht ihr liebestrunkner Flug.
    Verschlafne Mägde schöpfen schon den Krug
    Und stampfend stehn im Staub die braunen Kühe.

    Da heb' auch ich mein Herz aus Qual und Mühe
    Hinauf zu dir - ich litt des Leids genug -
    Von allen heißen Wünschen, die ich...