Am Morgen der Liebe

Ein Taubenpaar entschwirrt der goldnen Frühe,
Es lockt ins Licht ihr liebestrunkner Flug.
Verschlafne Mägde schöpfen schon den Krug
Und stampfend stehn im Staub die braunen Kühe.

Da heb' auch ich mein Herz aus Qual und Mühe
Hinauf zu dir - ich litt des Leids genug -
Von allen heißen Wünschen, die ich trug,
Blieb einer nur, von dem ich atmend glühe.

Ich wünschte, daß aus Herzens holder Tiefe
Geheimnisvoll dein Mund mir küssend riefe,
Mich wie ein schlummernd Kindlein festzusaugen

Am Brunnen deiner Lippen und zu trinken
Den ewigen Kuß des Leids - und zu versinken
Tief in der Himmelsbläue deiner Augen.

Collection: 
1961

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Ich bin vom Stamm der großen Spötter,
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Tiefe Nacht legt mir im Schlafe
kühle Lippen an die Scheiben,
rauscht und knistert - Hirten treiben
halbverträumt zu Dorf die Schafe.

Zögernd kommt ein Glück gegangen -
Still! daß es den Schritt nicht wende -
leise...

Und nun steigt der Tag die Treppe
in den kühlen Brunnenschacht -
Dame Nacht
raschelt mahnend mit der Schleppe.

Über meine weiße Decke
huscht ein Strahl und scheint - und scheint -
hinter mir in dunkler Ecke...

Winter will den Wald verwehn,
Weg und weiße Wiesen
weisen weiter - Wipfel stehn,
wartend, wache Riesen.

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Seit ich in die Welt hinaus
zog, ist...

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