Nein, ich vergaß nicht den Tag, ich vergaß nicht die atmende Stunde

Nein, ich vergaß nicht den Tag, ich vergaß nicht die atmende Stunde,
rollten auch Jahre dahin, ewig noch blutet das Herz.
Ach wie vergeß ich es je, den fernen Ruf der Patrouille
und dein betrachtendes Antlitz schweigsam und redend zugleich.
Uns umarmte die blühende Wiese, denk es, o Seele,
wie ein arkadisches Echo schwillt es gewaltig herauf.
Ach es haben die Parzen mit emsiger Hand in die Erde
Mohn und Kresse gesät, Schlummer dem Kummer gesellt.
Aber siehe es schwindet das schweigende Dunkel der Landschaft
Streifen des lieblichsten Blaus jubelt die Rade hinein.
Golden bedeckt sich der Berg mit den zärtlichen Augen der Primeln
zaubrisch zog er mich an, höher und höher hinauf.
Hoffend eilte der Fuß zu des Helikon brausenden Wäldern
wo ich den Musen gesellt tränke vom ewigen Tau.
Ach wie war ich verirrt, mich faßte der finstere Bruder
und zu steileren Höhn riß der Kitheron mich fort.
Ewig sind sie dahin, Oliven, Myrten und Mandeln
und es welkte der Kranz, den wir der Venus geweiht.
Sesam, Mohn, Majoran, sie dufteten bräutlich dem Kinde
aber mit gierigem Gift hat sie Aëllo zerstreut.
Fliehend stieg ich und stieg, doch über dem eilenden Wandrer
schüttelten dunkel und groß Töchter der Kito ihr Haar.
Und ich stürzte ich fiel mich trug keine helfende Wolke
über den Stürzenden hin schauderte schmerzlich dein Ach.
Und so bin ich vom Tode erwacht - da lag auf dem Altar
friedlich zum Opfer gestreut grün ein bescheidener Zweig.
Zischend floh sie zurück, Chimäre die Tochter des Typhon
und von Rosen berührt teilt sich das schwarze Gewölk.
Wieder blickst du mich an - und hold von den Quellen des Lebens
dämmert der ewige Tag selig-nüchtern herauf.

Collection: 
1961

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