• 46.

    46.
    Nun dünkt mich jeder Frühlingstag ein Alp,
    Der schwer und saugend mir am Herzen liegt /
    Nun ists, als ob ein grauser Traum mich wiegt:
    Die Himmel sprühn / ich stehe außerhalb.

    Zu zwei und zwei ist alles süß gebettet,
    Wie Beer bei Beere hängt, so Lust bei Lust,
    Und seligstes Gesetz...

  • 47.

    47.
    Ich geh an deinem Haus vorbei,
    Das kalt mit blinden Fenstern blickt,
    Und warte, ob nicht irgendwo
    Die Liebe einen Gruß mir schickt.

    Die toten Fensteraugen sehn
    Wie Sphinxgesichter auf mich her
    Und sind viel stummer Rätsel voll
    Und sind all heißen Lebens leer.
    ...

  • 48.

    48.
    Sieh, ich trage meine Tage,
    Immer unterwegs nach dir,
    Jeder Pendelschlag ist Plage,
    Jede Stunde wird zur Frage:
    Wann, Geliebter, kommst du mir?

    Wollt, ich fände deine Hände /
    Milden Trost für wilden Traum /
    Daß die Seele nach dem Ende
    Still in deiner Hand sich...

  • 49.

    49.
    Dein kleines Bild, das deine Hand mir malte
    Und du aus Ferne liebend mir geschickt,
    Ist mir nun mehr als unser Herr am Kreuze,
    Zu dem ich Gnade flehend aufgeblickt;

    Den ich um deinetwillen heiß beschworen,
    Dem ich um dich so tief ergeben war /
    Jetzt ist er meinem Herzen ganz verloren,...

  • 4.

    4.
    Ja, manchmal hab ich so ein wildes Fühlen,
    Das kann ich nur in Blumen kühlen,
    In vielen frischen Blumen kühlen.

    In Blumen muß ich dann die Stirne wühlen,
    Die weiche Haut von Blatt und Blüten fühlen
    Und tief in Duft und Tau die Schmerzen kühlen. (S...

  • 50.

    50.
    Ich trug deinem Bilde den Frühling ins Haus,
    Viel leuchtende gelbe Narzissen!
    Sie tranken die Sonne so glühend beflissen,
    Da brach ich die Frohen, die Seligkeit wissen,
    Für dich, Geliebter, zum Strauß!

    Sie tragen noch Glück, und ihr Herzchen ist voll
    Von des Morgens tauigen Küssen,...

  • 51.

    51.
    Ich meine oft, mein Auge müßt erblinden,
    Das Tag für Tag so all die Dinge sieht,
    Durch die ein Hauch von deinem Wesen zieht /
    All dieses sieht, doch ohne dich zu finden.

    Wie wäre je solch Weh zu überwinden!
    Wohin der wunde Blick im Alltag flieht,
    Wohin die Seele schwebt im Weltgebiet /...

  • 52.

    52.
    So voller Unruh warten meine Tage
    Nur immer auf die Züge deiner Hand,
    Die zu mir finden aus dem fernen Land,
    Dahin ich alle meine Träume trage.

    Wie ich es Winden nun und Wolken sage,
    Daß deine Liebe einmal bei mir stand,
    Daß tief dein Mund zu meinen Lippen fand /
    O dies...

  • 53.

    53.
    Und daß man letzten Endes einsam ist,
    Dies dunkle Wissen, das in Tiefen lauert,
    Ist wie Gespenst, das mir am Wege kauert,
    Damit mein Schritt sein Mahnen nicht vergißt.

    Wenn kühn der Geist erstrebte Höhen mißt,
    Wenn Blick in Blick und Herz in Herz erschauert,
    Ist doch dies Wissen da, das...

  • 54.

    54.
    Und dennoch wacht in mir dies bange Fragen:
    Was bindet mehr in unerlöster Pein?
    Sich selbst getreu auf Höhen einsam sein
    Und stolz des Schöpfers Dornenkrone tragen /

    Und anderseits dies restlos Sich-Entsagen,
    Verrinnen wie vergoßner Tropfen Wein,
    In Liebe sein, doch winziges Sandkorn...