53.

53.
Und daß man letzten Endes einsam ist,
Dies dunkle Wissen, das in Tiefen lauert,
Ist wie Gespenst, das mir am Wege kauert,
Damit mein Schritt sein Mahnen nicht vergißt.

Wenn kühn der Geist erstrebte Höhen mißt,
Wenn Blick in Blick und Herz in Herz erschauert,
Ist doch dies Wissen da, das mich ummauert:
Nur atemlang ist alles Findens Frist.

O welch ein Glück, sich traumlos hinzuschenken,
In andres Dasein eingebettet sein,
Für sich nichts suchen und für sich nichts denken,
Nur blumegleich sich wurzelfest versenken
Und duftend blühn in fremdem Sonnenschein /
Nie mehr verstört / und nie, nie mehr allein!

Collection: 
1912

More from Poet

  • 9.

    9.
    Durch nächtliche Gassen welch süßes Getön,
    Wie zwitschernde Vögel in Träumen,
    Wie flüsternde Binsen, wie zartestes Wehn
    Von Winden in knospenden Bäumen!

    Ich öffne das Fenster und blicke hinaus
    Und lausche mit...

  • 8.

    8.
    Unvergleichliches Entzücken
    Blüht mir auf aus buntem Strauß;
    Welche Freude, ihn zu pflücken,
    Sommerglück ans Herz zu drücken!
    Trag ihn armevoll nach Haus.

    Häufe ihn in schönstem Glase,
    ...

  • 7.

    7.
    Zuweilen geh ich morgens in den Garten,
    Wenn noch der Tau die nackten Füße streift,
    Verschlafne Vögel auf die Sonne warten
    Und alles sacht dem Licht entgegenreift;

    Dann trinken meine nachterfrischten Sinne
    All...

  • 6.

    6.
    Es ist nicht Sitte, daß ein Weib es wage,
    In ein Sonett ihr Fühlen zu ergießen,
    Sie soll sich nur dem Gatten ganz erschließen,
    Nur dieser seis, dem sie die Seele klage.

    Und daß ich doch nun so in Versen sage
    Von...

  • 63.

    63.
    Nur Stunden noch kann meine Seele wachen
    Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
    Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
    Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
    Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.

    ...