46.

46.
Nun dünkt mich jeder Frühlingstag ein Alp,
Der schwer und saugend mir am Herzen liegt /
Nun ists, als ob ein grauser Traum mich wiegt:
Die Himmel sprühn / ich stehe außerhalb.

Zu zwei und zwei ist alles süß gebettet,
Wie Beer bei Beere hängt, so Lust bei Lust,
Und seligstes Gesetz erfüllt bewußt
Die Kreatur, die Glut in Glut verkettet.

Und du so fern! Und nah die Frühlingstage,
So unerhörter Süßigkeiten voll /
Wie schwer ich diesen Nektarbecher trage,
Den ich nur halten, doch nicht trinken soll!

Collection: 
1912

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9.

9.
Durch nächtliche Gassen welch süßes Getön,
Wie zwitschernde Vögel in Träumen,
Wie flüsternde Binsen, wie zartestes Wehn
Von Winden in knospenden Bäumen!

Ich öffne das Fenster und blicke hinaus
Und lausche mit...

8.

8.
Unvergleichliches Entzücken
Blüht mir auf aus buntem Strauß;
Welche Freude, ihn zu pflücken,
Sommerglück ans Herz zu drücken!
Trag ihn armevoll nach Haus.

Häufe ihn in schönstem Glase,
...

7.

7.
Zuweilen geh ich morgens in den Garten,
Wenn noch der Tau die nackten Füße streift,
Verschlafne Vögel auf die Sonne warten
Und alles sacht dem Licht entgegenreift;

Dann trinken meine nachterfrischten Sinne
All...

6.

6.
Es ist nicht Sitte, daß ein Weib es wage,
In ein Sonett ihr Fühlen zu ergießen,
Sie soll sich nur dem Gatten ganz erschließen,
Nur dieser seis, dem sie die Seele klage.

Und daß ich doch nun so in Versen sage
Von...

63.

63.
Nur Stunden noch kann meine Seele wachen
Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.

...