50.

50.
Ich trug deinem Bilde den Frühling ins Haus,
Viel leuchtende gelbe Narzissen!
Sie tranken die Sonne so glühend beflissen,
Da brach ich die Frohen, die Seligkeit wissen,
Für dich, Geliebter, zum Strauß!

Sie tragen noch Glück, und ihr Herzchen ist voll
Von des Morgens tauigen Küssen,
Von schwärmenden, wärmenden Sonnenstrahlgüssen;
Ihre Herzen, Geliebter, sind heiß von Genüssen
Und blühen und sprühen wie toll!

Und Andacht in Händen umstell ich dein Bild
Mit dem freudedurchatmeten Garten,
Und alle Gedanken, die angstvoll genarrten,
Knien nieder davor und beten und warten,
Ob nicht dieses Licht, das dich jubelnd umhüllt,
Auch in qualdunkle Nacht meiner Einsamkeit quillt.

Collection: 
1912

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9.

9.
Durch nächtliche Gassen welch süßes Getön,
Wie zwitschernde Vögel in Träumen,
Wie flüsternde Binsen, wie zartestes Wehn
Von Winden in knospenden Bäumen!

Ich öffne das Fenster und blicke hinaus
Und lausche mit...

8.

8.
Unvergleichliches Entzücken
Blüht mir auf aus buntem Strauß;
Welche Freude, ihn zu pflücken,
Sommerglück ans Herz zu drücken!
Trag ihn armevoll nach Haus.

Häufe ihn in schönstem Glase,
...

7.

7.
Zuweilen geh ich morgens in den Garten,
Wenn noch der Tau die nackten Füße streift,
Verschlafne Vögel auf die Sonne warten
Und alles sacht dem Licht entgegenreift;

Dann trinken meine nachterfrischten Sinne
All...

6.

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Es ist nicht Sitte, daß ein Weib es wage,
In ein Sonett ihr Fühlen zu ergießen,
Sie soll sich nur dem Gatten ganz erschließen,
Nur dieser seis, dem sie die Seele klage.

Und daß ich doch nun so in Versen sage
Von...

63.

63.
Nur Stunden noch kann meine Seele wachen
Und weit in Ferne nach dir suchen gehn,
Ein letztes Mal die Liebe anzufachen /
Nur Stunden noch, dann kommt der schwarze Nachen,
Und steinern kalt wird Dunkel mich umstehn.

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